Neues Domizil für Kasseler Zentrum für selbstbestimmtes Leben

Veröffentlicht am von Ottmar Miles-Paul

Einweihungsfeier mit Sozialminister Stefan Grüttner
Einweihungsfeier mit Sozialminister Stefan Grüttner
Bild: omp

Kassel (kobinet) In Kassel wurden heute die neuen Räumlichkeiten des Zentrums für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen eingeweiht. Das neugebaute Haus zeichnet sich nicht nur durch einen hohen Grad an Barrierefreiheit, sondern auch durch viel Platz für eine Reihe von Vereinen aus, die von behinderten Menschen selbst geleitet werden und sich für die Selbstbestimmung behinderter Menschen stark machen.

Samuel-Beckett-Anlage 6 ist die neue Adresse des Kasseler Zentrums für selbsbestimmtes Leben behinderter Menschen in Kassel, die man sich schon einmal merken kann. Denn so wie in der Vergangenheit wird das Zentrum, das früher in der Kölnischen Straße 99 in Kassel seine Büros hatte, zukünftig sicherlich auch eine wichtige Adresse für Veranstaltungen zur Behindertenpolitik sein. Heute herrschte in dem neuen Haus mit 49 Büros und einer Nutzfläche von 1.600 Quadratmetern bei der Einweihung und dem Tag der offenen Tür schon reger Betrieb. Neben dem hessischen Sozialminister Stefan Grüttner, dem 1. Beigeordneten des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV) Dr. Andreas Jürgens und Uwe Frevert von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) waren viele Gäste und Kooperationspartner aus nah und fern zur Einweihung der neuen Räumlichkeiten gekommen. Am Wochenende findet dort zudem die Mitgliederversammlung der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland statt.

Der Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) ist Eigentümer des Hauses, der eine Reihe von Dienstleistungen von behinderten für behinderte Menschen unterhält, die ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen unterstützen. Diese reichen von der allgemeinen Beratung, der Beratung zur Persönlichen Assistenz, dem unterstützten Wohnen, über einen Ambulanten Hilfsdienst und das Hessische Koordinationsbüro für behinderte Frauen, bis zum Cafe freiRaum, in dem viele Veranstaltungen für behinderte und nichtbehinderte Menschen stattfinden. Im letzten Jahre leistete der Verein beispielsweise über 2.500 Beratungen und koordinierte über 250.000 Assistenzstunden für behinderte Menschen. Insgesamt arbeiten in dem mittelständischen Unternehmen über 360 behinderte und nichtbehinderte Menschen, die behinderten Menschen im Raum Kassel ein Leben Daheim statt im Heim ermöglichen.

Das Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Kassel lebt jedoch von der Vielfalt und damit auch von denjenigen Initiativen, die als Mieter mit im neuen Haus dabei sind. Die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen Weibernetz, ist dabei genauso mit im Boot wie die Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit Lernschwierigkeiten Mensch zuerst und das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos). So war es heute auch kein Zufall, dass es sowohl vom Hessischen Sozialminister als auch vom 1. Beigeordneten des Landeswohlfahrtsverbandes viel Anerkennung für die Arbeit des Zentrums gab. Bettina Schneider vom Vorstand des fab schilderte die Entwicklung des Vereins von einem kleinen Schreibtisch vor 26 Jahren im Gesundheitsamt der Stadt Kassel zum heutigen mittelständischen Betrieb.

Für Uwe Frevert vom Vorstand der ISL steht im Mittelpunkt, dass hier behinderte Menschen bei den beteiligten Verbänden sowohl das Sagen als Mitglieder als auch in den Leitungspositionen haben. Das investierte Geld komme also direkt behinderten Menschen und ihrer Selbstbestimmung zugute. Er bezeichnete das neue 4,2 Millionen Euro teure Haus als "Mahnmal" dafür, wieviel Geld in der Behindertenarbeit steckt und dass dieses für die Selbstbestimmung behinderter Menschen eingesetzt werden muss. Dies sei eine Verpflichtung für die Zukunft und hier könnten andere Anbieter von Leistungen ebenfalls sehr viel mehr tun. 35 der insgesamt ca. 50 MitarbeiterInnen im Innendienst des Zentrums für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigte behinderte Menschen. "Die Leitungspositionen sind dabei in der Hand von behinderten Menschen selbst. Das soll uns einmal jemand nachmachen," so Uwe Frevert.

Link zu einem Artikel in der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen