Freude über breite Unterstützung für das Recht auf Sparen

Veröffentlicht am von Ottmar Miles-Paul

Übergabe der Petition
Übergabe der Petition
Bild: Irina Tischer

Berlin (kobinet) Constantin Grosch und Raul Krauthausen haben mit ihrem Engagement für die Petition für ein Recht auf Sparen nicht nur über 325.000 UnterstützerInnen gefunden, sondern jetzt auch eine Umfrage von infratest dimap als Rückenwind für ihr Engagement. Demnach unterstützen 65 Prozent der BundesbürgerInnen die Abschaffung der Anrechnung des Einkommens und Vermögens auf Leistungen für behinderte Menschen. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit den beiden über die Umfrage, die Petition und deren Ziele und Wünsche.

kobinet-nachrichten: Herr Grosch als Sie die Petition für ein Recht auf Sparen gestartet haben, hätten Sie da jemals gedacht, dass sie mehr als 325.000 UnterstützerInnen bekommen und wie die kürzlich veröffentlichte infratest dimap Umfrage zeigt, 65 Prozent der Bevölkerung dieses Anliegen befürworten?

Constantin Grosch: Zumindest nicht, was die Anzahl der aktiven Unterstützer für die Petition und drum herum angeht. Es ist wahnsinnig, wie viele engagierte Menschen rund um dieses Thema kämpfen. Aber ich bin schon immer fest davon überzeugt gewesen, dass ein großer Teil der Bevölkerung die aktuellen Problematiken für genauso ungerecht hält wie wir. 

kobinet-nachrichten: Herr Krauthausen, als engagierter Streiter für die Rechte behinderter Menschen und Querdenker kommunizieren Sie ja viel im Netz. Wie schätzen Sie die Umfrage ein und welche Möglichkeiten sehen Sie, noch weitere UnterstützerInnen für das Anliegen zu gewinnen?

Raul Krauthausen: Ich glaube, dass wir mit dem Thema noch mehr in die Breite gehen müssen. Das Netz hat ja leider in Sozialen Netzwerken die Tendenz, dass man hier unter Seinesgleichen ist. Nun gilt es auch, die klassischen Medien für die Ungerechtigkeit zu sensibilisieren. Dann erreichen wir auch mehr potentielle Unterstützer.

kobinet-nachrichten: Die Unterstützung des Anliegens für ein Recht auf Sparen geht ja quer durch alle Parteien. Wie schätzen Sie die Chance ein, dass sich dies letztendlich auch in einem Beschluss zur Abschaffung der Anrechnung des Einkommens und Vermögens auf Leistungen für behinderte Menschen im Deutschen Bundestag und Bundesrat niederschlägt?

Constantin Grosch: Die Politik kommt nicht mehr darum herum, dieses Thema endlich anzugehen. Von daher bin ich zuversichtlich, dass es auch positive Veränderungen geben wird. Andererseits gibt es leider selten radikale Reformen, weshalb ich derzeit an eine generelle Abschaffung der Anrechnung von Vermögen und Einkommen nicht glaube. Wie lange wir als Betroffene diesen Zustand ertragen müssen, ist aber auch eine Frage des gesellschaftlichen Protestes. Deshalb bin ich auch froh, dass die Umfrage ergeben hat, dass offenbar eine breite Zustimmung in der gesamten Bevölkerung für unsere Anliegen existiert.

kobinet-nachrichten: Die Petition für ein Recht auf Sparen, die Sie beide ja mit enormer Energie zusammen mit change.org und abgeordnetenwatch.de voran treiben, hat nun viel Bewusstsein geschaffen. Sind weitere Aktionen geplant, um dem BürgerInnenwillen Nachdruck zu verleihen?

Raul Krauthausen: Ja, natürlich. Wir werden nicht auf halber Strecke stehenbleiben. Wir müssen lauter werden von Mal zu Mal. Was genau wir vorhaben, ist natürlich noch geheim :-).

kobinet-nachrichten: Eure Erfahrungen mit der Petition und nun auch mit der sehr positiven Umfrage, nach der fast 2/3 der Bevölkerung dieses Anliegen unterstützen sind für die Behindertenbewegung in gewisser Weise bisher einzigartig. Was würdet ihr euch von anderen Aktiven wünschen, dass das Ziel am Ende mit der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes erreicht wird?

Constantin Grosch: Ich wünsche mir ein herausbrechen aus der eigenen Filterblase. Gegenseitig müssen wir uns nicht überzeugen und die vorhandenen Meinungsunterschiede sind im Vergleich zur aktuellen politischen Lage trivial. Adressieren müssen wir diejenigen, die im Alltag von unseren Problemen nichts ahnen. Dabei müssen wir eine Sprache finden, die nachvollziehbar, offen und einfach ist. Ich bin mir bewusst, dass das nicht immer leicht ist, aber Ziel muss es sein, mit einer Stimme zu sprechen.

Raul Krauthausen: Wir müssen nach vorne blicken, uns absprechen und mehr Allianzen schmieden. Wir dürfen uns nicht spalten lassen untereinander und auch nicht gegen andere diskriminierte Minderheiten von der Politik ausspielen lassen. Nur gemeinsam sind wir stark.

kobinet-nachrichten: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Kraft.