Große Medienresonanz auf Proteste

Veröffentlicht am von Ottmar Miles-Paul

Käfig-Aktion in Berlin am 28.06.2016
Käfig-Aktion in Berlin am 28.06.2016
Bild: Irina Tischer

Berlin (kobinet) Wenn das Kabinett tagt und Gesetzentwürfe verabschiedet, dann wird dies in den Medien meist sehr verkürzt und aufgrund des Wissensvorsprungs der Regierung positiv geprägt kommuniziert. Die Bilanz zum nun vorgelegten Gesetzentwurf zum Bundesteilhabegesetz kam heute in den vielfältigen Medienberichten nicht zuletzt aufgrund der anschaulichen Käfig-Aktion vor dem Berliner Hauptbahnhof jedoch realistischer und gemischter rüber. So titel die tagesschau auf ihrem Internetportal beispielsweise: "Mehr Selbstbestimmung oder Spargesetz?"

Link zu den Berichten in der tagesschau, bei denen auch Verena Bentele ausführlich zu Wort kommt

Dass es beim Bundesteilhabegesetz eigentlich darum gehen muss, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Lebensbedingungen bekommen, wie Menschen ohne Behinderungen machte der Jurist Carl-Wilhelm Rößler vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben in Köln bereits vor dem Kabinettsbeschluss im Morgenmagazin deutlich. Neben einem Bericht über die Lebenssituation mit Assistenz mit Nancy Poser aus Trier, war Carl-Wilhelm Rößler zu Gast im Studio

Link zum Gespräch mit Carl-Wilhelm Rößler im ARD Morgenmagazin

Ein Kamerateam des ARD Mittagsmagazins hat Matthias Grombach auf seinem Weg zur Käfig-Aktion begleitet und seinen schwierigen Weg aus einem Altenheim wieder raus zu kommen geschildert

Link zum Beitrag im ARD Mittagsmagazin

 

 RTL Aktuell berichtete zudem ausführlich über die Protestaktion und sprach mit Raul Krauthausen, Nancy Poser und Constantin Grosch

Link zum RTL-Fernsehbericht

Im heute journal des ZDF wurde eine Beitrag über Nancy Poser gesendet, der deutlich macht, dass das geplante Gesetz viel zu kurz springt

Link zum Bericht im heute journal ab Minute 15:50 bis 19:30

"Teilabegesetz: zufrieden ist keiner", so titelt heute.de des ZDF den Gesetzentwurf auf seiner Internetseite mit einer Reihe von Informationen und Statements.

Link zum ZDF-Bericht

Auch die Regionalsender haben über das Bundesteilhabegesetz berichtet, so der MDR Sachsenspiegel über Jens Merkel und dessen Kritik am Bundesteilhabegesetz

Link zum Fernsehbericht im MDR Sachsenspiegel

Link zu Bildern von der Protestaktion mit einem Käfig vor dem Berliner Hauptbahnhof von Irina Tischer von den kobinet-nachrichten

Lesermeinungen zu “Große Medienresonanz auf Proteste” (6)

Von Erika

Es ist beschämend, dass in einem der reichsten Länder der Erde, behinderte Menschen durch einen schlecht gemachten Gesetzentwurf (Spargesetz!) zu solchen Aktionen genötigt werden! Super ist dass sie solche Aktionen durchführen, über die die Presse berichtet.
Ich hoffe dass sich nicht behinderte Menschen ein paar Gedanken dazu machen und endlich das falsche Bild von gut versorgten Behinderten, die doch alles bekommen was sie brauchen, korrigiert wird.
Erika Naumer-klein

Von Walloschek

mein Video von der Aktion https://www.youtube.com/watch?v=OwNGweNcrDs
meine Fotos https://www.flickr.com/photos/133965296@N02/albums/72157669748827392

Von Susanne v.E

Da hat in der FAZ Volkesstimme gsprochen. Mit Sicherheit keine Ahnung vom Thema, aber der festen Ansicht sein, dass Behinderte in die Ecke der Sozialschmarotzer gehören.

Um dem Rechnung zu tragen schlage ich eine Volksabstimmung vor, die darüber entscheiden soll, ob wir uns unsere Behinderten, alle, oder auch nur einen Teil, weiterhin leisten können und wollen.
Ich hätte auch schon einen Arbeitsnamen: "Exit"
Lässt sich übrigens auf andere Sozialschmarotzer wie Rentner, Arbeitslose und Flüchtlinge problemlos ausweiten, oder miteinander kombinieren.

Von Gisela Maubach

Und nochmal FAZ - man achte auf die Lesermeinungen!

http://www.faz.net/aktuell/politik/teilhabegesetz-soziale-dynamik-14313663.html

Von Gisela Maubach

Nur leider bedienen einige Medien innerhalb dieser Berichterstattung die vom BMAS angestrebte Teilung in inklusionsfähige und nicht-inklusionsfähige Menschen mit Behinderung.
Zitat heute in der FAZ bezüglich einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung:

"Weil viele von ihnen nicht lesen können, sind die Wäschekörbe farblich markiert. Auch die Menschen, die hier arbeiten, fallen unter die Regeln des Bundesteilhabegesetzes, auch wenn Teilhabe bei geistig Behinderten etwas ganz anderes bedeutet.
. . .
. . . es gibt auch Schutzräume, die erhalten werden sollten'.
Genau aus diesen Sonderbereichen wollen viele körperlich Behinderte aber gerade heraus.
Es sei schwierig, so Hauptmann, ein Gesetz für alle behinderten Menschen zu schaffen. Man könne die Richterin, die im Rollstuhl sitzt, nicht mit einem Mann vergleichen, der das Down-Syndrom habe. Die Teilhabe von geistig behinderten Menschen funktioniere schon jetzt zu "95 bis 98 Prozent", sagt Hauptmann. Man müsse aufpassen, das nicht zu zerschlagen. Und: "Es kann nicht jeder inkludiert werden. Nicht jeder will auch inkludiert werden", sagt Hauptmann."

FAZ-Zitat-Ende

Das ist das Ergebnis, wenn Einrichtungsträger die Interessen von geistig behinderten Menschen vertreten.

Jetzt wissen wir endlich, dass nur die "körperlich Behinderten" aus den Sonderbereichen raus wollen und dass die Teilhabe von geistig behinderten Menschen schon jetzt zu 95 bis 98 Prozent funktioniert.

Die UN-BRK und das Grundgesetz sollten umgeschrieben werden, da "Teilhabe bei geistig Behinderten etwas ganz anderes bedeutet" und schon jetzt in deren "Schutzräumen" zu 95 bis 98 Prozent "funktioniert".

Warum werden als Vertreter von Menschen mit geistiger Behinderung immer noch die Einrichtungsträger gehört?
Es ist doch nicht verwunderlich, wenn das Ergebnis dann lautet:
Es lebe die Werkstatt-Pflicht!
Und falls dann doch jemand raus will, wird ihm vorgeworfen, er wolle die Schutzräume "zerschlagen" . . .

Von Christoph Warweg

Um in der heutigen Medienwelt wahrgenommen zu werden, bedarf es spektakulärer Aktionen. Das hat sich in diesen Tagen wieder bestätigt, als sich behinderte AktivistInnen vor dem Berliner Hauptbahnhof mit Ihren Rollstühlen in einen großen Käfig sperren ließen. Damit protestierten sie gegen die drohenden Verschlechterungen durch das neue Bundesteilhabegesetz. Sie fürchten, dass es Abstriche in ihrer Selbstbestimmung geben wird, zum Beispiel bei der Wahl ihrer Wohnform, weil der Grundsatz "ambulant vor stationär" aufgegeben wurde, dafür aber ein verschärfter Kostenvorbehalt eingeführt werden soll. Ist ein Heimplatz kostengünstiger als die Assistenzbetreuung in der eigenen Wohnung, kann es passieren, dass nur die Kosten für die Heimbetreuung übernommen werden. Es war war schon ein erschreckendes Bild: In der reichen Bundesrepublik vor der hypermodernen Skyline des Vorzeige-Hauptstadtbahnhofs ein großer Käfig gefüllt mit körperbehinderten, gehörlosen und blinden Menschen. Der Medienrummel war entsprechend. Mehrere Fernseh-und Radioteams und etliche Zeitungsreporter gingen gleich mit in den Käfig und Nancy Poser, die Ideengeberin der Aktion und Raul Krauthausen müssten ein Interwiew nach dem anderen geben. Selbst in die Tagesschau haben es die Aktivisten geschafft, wie man dem unten stehenden Link entnehmen kann. Der Kampf für ein besseres Teilhabegestz geht weiter. Gestern hat das Bundeskabinett das Gesetz durchgewunken. Ab jetzt sind die Parlamentarierer in der Verantwortung und die können sich schon auf weitere kreative Aktionen der Behindertenszene freuen.

http://www.tagesschau.de/inland/teilhabegesetz-105.htm



http://www.tagesschau.de/inland/teilhabegesetz-105.html