Gespräch im ARD-Hauptstadtstudio

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Margit Glasow
Margit Glasow
Bild: Uwe Klees/thalmannverlag

Berlin (kobinet) Die Rostocker Journalistin Margit Glasow berichtet heute für kobinet über ein Gespräch im ARD-Hauptstadtstudio, in dem es um die Sicht der Betroffenen auf das von der Bundesregierung geplante Teilhabegesetz ging, dessen Entwurf bei der Anhörung im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales von den Sachverständigen heftig kritisiert wurde.

Bericht von Margit Glasow

Aus Anlass der Expertenanhörung zum Bundesteilhabegesetz forderte gestern ein linkes Bündnis von Menschen mit und ohne Behinderung, das sich auf Initiative der BAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik der Partei DIE LINKE zusammengefunden hatte, Einlass in das ARD-Hauptstadtstudio. Konkretes Ziel des Bündnisses war es, dass die ARD Menschen mit Behinderung eine Plattform bietet, um ihre Sicht zum Gesetzesentwurf darzulegen - getreu dem Motto "nicht über uns ohne uns". Nach Meinung der Aktivist_innen des Bündnisses würde die Berichterstattung immer noch viel zu einseitig aus der Perspektive der Politiker_innen und Medienvertreter_innen dargestellt und die tatsächlichen Verschlechterungen für bestimmte Gruppen von Menschen mit Behinderungen nicht wirklich sichtbar gemacht.

Die ARD zeigte sich gesprächsbereit, auch wenn sich die Teilnehmer_innen der Aktion gewünscht hätten, dass sofort Interviews mit ihnen gemacht worden wären. Sie sind zum einen selbst von den Verschlechterungen des Gesetzes betroffen, wenn es in dieser Form beschlossen werden sollte. Zum anderen kennen sie durch ihr vielfältiges politisches Engagement die Lebenswelten vieler anderer Menschen mit Behinderung.

In einem konstruktiven Gespräch klopften die Mitglieder des Bündnisses mit der Journalistin Tamarah Anthony von der ARD und Constantin Grosch von AbilityWatch die Möglichkeiten einer Talkrunde zu einer guten Sendezeit ab, in der Betroffene und Politiker auf Augenhöhe miteinander debattieren können. In den nächsten Tagen wird nun konkret über ein Konzept für eine solche Sendung beraten werden.

Darüber hinaus werden sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses für eine langfristige Zusammenarbeit mit den verschiedensten Initiativen - wie beispielsweise AbilityWatch - sowie Vereinen und Verbänden einsetzen. Ihr wichtigstes Bestreben besteht darin, in Zukunft verschiedene Gruppierungen der Menschen mit und ohne Behinderung zu verbinden. Denn gerade durch den Gesetzesentwurf sehen sie eine große Gefahr der Spaltung in Arm und Reich.

Lesermeinungen zu “Gespräch im ARD-Hauptstadtstudio” (2)

Von Martin2000

Hiermit möchten wir Menschen mit Hörhehinderung zum Entwurf des geplanten BTHG zur Stellung nehmen:

Für normal hörende Menschen ist das Hören, sozial gesehen, für eine erfolgreich kommunikative Teilhabe, das wichtigste Sinnesorgan. Wenn es fehlt, kommt der Abstieg in die Isolation und sozial, kulturelle, politische Barrieren entstehen. Das bedeutet, dass die unserseits fehlende auditive Wahrnehmung bei der lautsprachlichen Kommunikation sowie die in unserem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld fehlende Kompetenz in der Deutschen Gebärdensprache bei Menschen mit Hörbehinderung zu einer massiven Teilhabeeinschränkung im Alltag führt. Immer dann, wenn gesprochene Sprache (auch in den Medien) verwendet wird, werden gehörlose und hörbehinderte Menschen pro forma benachteiligt – also in praktisch sämtlichen Lebensbereichen.

Menschen mit Hörbehinderung sind auf die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als Erstsprache angewiesen, weil die Gebärdensprache für ihre Leben existenziell notwendig und identitätsstiftend ist. Die Gebärdensprache ist die einzige barrierefreie Kommunikationsform zur Ermöglichung der Selbstbestimmung und zur Öffnung des Zugangs zu allen Bereichen der Gesellschaft. Also Kommunikation ist für die Menschen mit Hörbehinderung so etwas wie ein Lebensmittel.

Jedoch hatte Hubert Hüppe, damaligen Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, im Interview vor einem Jahr bei der Sendung "Sehen statt Hören" hingewiesen, dass wir Gehörlosen die Verlierer des Inklusionsprozesses sind.

Daher wären wir sehr begrüßen, wenn die ARD auch über unsere Situation als Menschen mit Hörbehinderung, die auf Gebärdensprache als Erstsprache angewiesen sind, berichtet könnte. Die ARD kann uns gerne über unsere Homepage www.sign-teilhabe.vgku.de/kontakt in Verbindung setzen.

Von Heinrich Buschmann

E N D L I C H!!!! E N D L I C H!!!!! D A N K E für diese Aktion!!

Bleibt zu Hoffen, daß es die ARD ernst meint!!

Fast wäre ich gewillt die ARD Verantwortlichen auf meine Leserbriefe der letzten 2 Stunden hinzuweisen - ein Zeugnis unserer Verzweiflung!

Allein die letzte Anhörung wäre eine Talkrunde wert - der Werdegang des BTHG eine ganze Sendereihe.........ein Skandal politischer Fehlentscheidungen - ein Zeugnis der Ignoranz gegenüber den Problemen der Menschen mit Behinderung. Vor allem aber wie gering die Wertstellung unseres Grundgesetzes und den Menschrnrechte in den Köpfen der politisch Verantwortlichen ist.

Daher mein großes Lob für diese Aktion!!!

Liebe ARD- Verantwortliche, nehmt euch diesem Thema an.

Wir sind zwar "nur" 13 Millionen Menschen mit Behinderung, aber über unser sensibles soziales Umfeld weit über 33 Millionen Mitbürger dieses Landes, die viel zu berichten haben.

Über Dinge, die für jeden Mitbürger von Interesse ist. Solange es keine Garantie auf ein unbeschwertes, unbehindertes Leben gibt - sollten die Mitbürger die Chance erhalten zu erfahren, was passieren wird, wenn man den Rest des Lebens in unserer Welt verbringen muss.

Die ARD.wäre.der.Garant dafür - geben Sie den Zuschauern diese Chance.

Liebe Grüße
Heinrich Buschmann
IDM-Stiftung