Einstieg in ICE verweigert

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Hublift der Deutschen Bahn
Hublift der Deutschen Bahn
Bild: ISL

Bremen/Berlin (kobinet) Dem Sprecherratsvorsitzenden des Deutschen Behindertenrates (DBR) und Vorstandsmitglied der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL), Horst Frehe, wurde vorherige Woche der Einstieg in einen ICE in Bremen verweigert. Das erfuhr kobinet heute von der ISL: Frehe wollte einen wichtigen politischen frühen Termin am Donnerstagvormittag in Berlin wahrnehmen. Hierzu bot sich der einzige an diesem Tag durchgehende ICE von Bremen nach Berlin an, der Bremen um 5:15 verließ. Leider lehnte die Deutsche Bahn dem rollstuhlfahrenden Fahrgast die Einstiegshilfe am Hauptbahnhof in Bremen ab. Die Deutsche Bahn (DB) begründete dies mit nicht vorhandenem Personal am Bahnsteig, das den benötigten Hublift bedienen könne. Erst mit einem Zug ab 6 Uhr Dienstbeginn könne man Frehe den Einstieg in den ICE von Bremen nach Berlin ermöglichen.

„Durch diesen Umstand musste ich schon einen Abend vorher in Berlin anreisen und spontan ein barrierefreies Hotelzimmer für eine Übernachtung buchen. Dies stellt ganz klar eine Benachteiligung von behinderten Menschen dar. Die Deutsche Bahn verstößt mit dieser Verweigerungshaltung offensichtlich gegen die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Jeder Verkehrsanbieter sollte es ermöglichen, mobilitätseingeschränkten Personen zu allen Zeiten, zu denen Züge rollen, eine Ein- und Ausstiegsunterstützungsleistung anbieten zu können", fordert der behindertenpolitische Aktivist der ersten Stunde.

Frehe kommentiert zynisch: „Wenn alle Fahrgäste der DB erst mit einem Zug fahren dürften, wenn das Personal am Bahnsteig ihren Dienst aufnimmt, dann gäbe es wohl Tumulte an den Bahnhöfen."

Für Menschen mit sogenannten Mobilitätseinschränkungen, die nicht alleine in einen Zug hineinkommen, ist dies jedoch immer noch bittere Realität. Der aktuelle Slogan der Deutschen Bahn ein „Gastgeber der Zukunft" sein zu wollen, klingt dabei wie blanker Hohn. Die DB will derzeit ihre Servicequalität verbessern. Nach Ansicht der ISL und ihres Vorstandsmitglieds Frehe könnte sie bei ihrem Service für behinderte Menschen zeigen, wie ernst es ihr damit ist.

Lesermeinungen zu “Einstieg in ICE verweigert” (5)

Von TN

Zu den Bedingungen für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen in der Internet-Ausgabe vom Spiegel am Mittwoch, den 30. Januar 2019, dass die U-Bahn-Stationen New York überwiegend _ohne_ Fahrstuhl-Zugang sind. Im Spiegel wird über einen Unfall auf einer Treppenanlage in einer der U-Bahn-Stationen berichtet, bei der eine Frau (Mutter) tödlich verunglückte, als sie den Kinderwagen die Treppe hinweg trug.

Mit der Barrierefreiheit in den USA, die Behinderten in Deutschland immer wieder lobend berichtet wird, scheint es nicht weit her zu sein, wie hier:
http://www.spiegel.de/panorama/new-yorker-u-bahn-frau-stuerzt-toedlich-in-station-seventh-avenue-a-1250654.html

Von Moin Moin

Der Vorfallist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wie vorbildlich in einem Unternehmen mit einer Aktienmehrheit des Bundes Inhalte der UN-Behindertenrechtskonvention und inklusive Gedankengut umgesetzt werden. Gleiches wie Horst Frehe passierte mir bereits im Jahr 2015 am Hauptbahnhof Mannheim. Auch ich wollte den sogenannten „Sprinter“ nutzen um einen beruflichen Termin in Berlin wahrnehmen zu können und mir durch eine zeitige Rückfahrt eine Übernachtung zu sparen. Trotz Intervention des Eisenbahnbundesamtes (Zitat: dieses Verhalten verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention …) und des für die Bahn zuständigen Ministeriums weigerte sich die Leitung des Hauptbahnhofes Mannheim, eine Hilfsperson für den Einstieg 30 Minuten früher zur Arbeit kommen zu lassen. Das Groteskehieran war: bei diesem Termin ging es um die UN-BRK und das Thema Barrierefreiheit. Tja, mit der Umsetzung der UN-BRK und der INKLUSION sind wir wirklich weit gekommen.

Von amin

Traveling with IC and ICE with a wheelchair is always stressful. We need to book the service before. We can not get any instant support. Even 30 minutes before they refuse to provide the service because they need more time to arrange a person and equipment. Even though we book the support service, it hard to find the person at the station on time. Hope, Deutsche Bahn will improve this service soon.
[mit google-translater übersetzt: Reisen mit IC und ICE mit einem Rollstuhl sind immer anstrengend. Wir müssen den Service vorher buchen. Wir können keine sofortige Unterstützung bekommen. Noch 30 Minuten vorher lehnen sie den Service ab, weil sie mehr Zeit benötigen, um eine Person und Ausrüstung zu arrangieren. Obwohl wir den Support-Service buchen, ist es schwierig, die Person rechtzeitig am Bahnhof zu finden. Ich hoffe, die Deutsche Bahn wird diesen Service bald verbessern.]

Von ingrid

Oder du buchst über den Mobiservice Fahrkarte und Reservierung und erfährst zwei Tage später, einer von vier Bahnhöfen lehnt die Hilfeleistung ab. Welch ein Glück und damit ein heisses Dankeschön an die Kollegen in Bamberg und Schweinfurt, die heute spontan ihre Pause verlegt haben, damit ich, fiebrig krank, meine Heimreise nach Berlin mit dem Rolli im gebuchten ICE antreten könnte.

Von Uwe Heineker

wozu haben wir die UN-Behindertenrechtskonvention, die hier offensichtlich nicht greift?!

Und: hat Horst rechtliche Schritte erwogen?