Luther, Luther über alles …?

Veröffentlicht am von Harald Reutershahn

Harald Reutershahn
Harald Reutershahn
Bild: Bettina Wöllner-Reutershahn

In Deutschland kommt an Martin Luther (1483 – 1546) niemand vorbei, jedenfalls nicht in diesem Jahr. Was ist denn da nur los mit diesem Mann? Er sei ein Reformator gewesen, heißt es aus Kirchenkreisen. Ein Religionsstifter oder zumindest eine Konfessionsgröße.

In fast allen deutschen Städten und Städtchen sind Straßen nach ihm benannt, in der Hauptstadt Berlin sogar achtfach (in Schöneberg, Hermsdorf, Mahlsdorf, Rahnsdorf, Niederschönhausen, Steglitz, Lichtenrade und in Spandau), es gibt jede Menge Luthereichen und Lutherplätze, es gibt sogar Lutherplätzchen: man nehme dafür 200 Gramm guter deutscher Landbutter, 125 Gramm Zucker, ein Ei, eine Tütchen Vanillezucker, verquirle alles mit dem Mixer, rühre 400 Gramm Mehl darunter, knete den Teig … usw. Dann scheint bei diesem Luther wirklich alles in Butter zu sein.

"Luther wies die Obrigkeit auf ihre Verantwortung für die Schwächeren hin. Dieser Impuls wurde zum Ausgangspunkt für das Sozialwesen der Kommunen", schreibt die stellvertretende Geschäftsführerin der "Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017" Wiebke Wehling über den sogenannten "Kirchenreformator" Martin Luther in der propagandistischen "Imagebroschüre", die unter dem Titel "Am Anfang war das Wort - Luther 2017 - 500 Jahre Reformation" von der Bundesregierung sowie den Ländern Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen finanziert und getragen wird. "Die Marke Martin Luther ist nach Ansicht der Geschäftsführerin der 'Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017', Astrid Mühlmann, ein Geschenk für Marketingexperten", schrieb die in Leipzig erscheinende Wochenzeitung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens "Der Sonntag". Luther sei ein guter Werbeträger. Nach der Überzeugung der "Kulturmanagerin" Frau Mühlmann, so heißt es in dem Blatt, stehe das Reformationsjubiläum daher in einem Spannungsverhältnis von Kultur und Kommerz. "Die Reformation war ein Exportschlager kreiert von Martin Luther", sagte Dirk Schulz vom Auswärtigen Amt der Bundesregierung. Sein Ministerium unterstützt die verschiedenen Luther-Ausstellungen im Ausland.

Und selbstverständlich hat auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Verhältnis zu Luther. Das Wirken Martin Luthers habe für sie einen "großen Einfluss auf ihre Politik", schreibt die Pfarrerstochter Merkel in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel". Für Bundeskanzlerin Angela Merkel seien Martin Luthers Worte ein Kompass, schreibt der Korrespondent der Deutschen Presseagentur (dpa) Peter Endig und zitiert die deutsche Regierungschefin mit den Worten: "Luther verdanke ich Orientierung".

Schon kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs am 31. Oktober 1917 hieß es im Allgemeinen Anzeiger für den Kreis Meisenheim, Martin Luther sei "wohl der deutscheste Mann, den es je gegeben" habe. Das gilt scheinbar bis heute in vielen deutschen Köpfen, wenn es für den deutschen Nationalismus, für die Herrschaft der Obrigkeit und gegen den Katholizismus, gegen die Sozialisten, gegen die Feministinnen und gegen die Behindertenbewegung geht. In diesem Jahr wurde der 31. Oktober sogar zum nationalen Feiertag erklärt.

Denn am Vorabend des 31. Oktober des Jahres 1517, also vor 500 Jahren, so geht die Legende, habe Herr Luther ein Schriftstück in lateinischer Sprache an die Pforte der Schlosskirche in Wittenberg angenagelt. Das ist allerdings höchst zweifelhaft. Behauptet wurde dieser Thesenanschlag Luthers erstmals im Jahre 1546 durch den lutherischen Theologen Philipp Melanchthon, zu einem Zeitpunkt, als Luther bereits tot war. Außerdem kam dieser fragwürdige Zeuge erst im Jahre 1518 nach Wittenberg und konnte somit garnicht Zeuge einer solchen Aktion von Herrn Luther gewesen sein. Das jedoch eigentlich Aufsehenerregende war der Inhalt dieses fragwürdigen Schriftstücks. Luther kritisierte darin den Ablasshandel der Kirche mit den Sünden. In seiner These Nummer 4 bleibt nach seiner theologischen Auffassung die Strafe für die Sünder aber unabänderlich bestehen bis nach dem Tode zum Eingang in das Himmelreich.

Wie auch immer das mit den Sünden ist oder sein soll, darüber gibt es im sogenannten "christlichen Abendland" seither viel Streit, und es wurde darüber mehr Blut vergossen als bei den Taliban und Salafisten.

Es bleibt nun die Frage, wessen Geistes war dieser Martin Luther, der angeblich erstmals die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt haben soll, was jedoch auch nicht stimmt, weil es bereits etwa 70 deutsche Bibelübersetzungen vor Lebzeiten des Herrn Luther gab. So entstand zum Beispiel bereits im 9. Jahrhundert im Kloster Mondsee eine althochdeutsche Übersetzung des Matthäusevangeliums. Das ist aber auch ziemlich wurscht, denn in den beiden letzten Jahrtausenden wurden bekanntlich so viele Bibeln in so vielen Sprachen verfasst mit jeweils massenhaften Hinzufügungen und Weglassungen, dass es der Sau graust und jedem halbwegs seriösen Historiker die Haare zu Berge stehen lässt. Was bleibt, das ist Mythos, Verklärung, theologischer Streit sowie Mord und Totschlag darum, wer dem rechten Gott dient. Pfui Deibel.

Von Superstar Martin Luther bleibt am Ende nur das Marketing der Religionsverwertungsgesellschaften. Die wollen jedoch auf keinen Fall, dass der Superstar entzaubert wird. Der entlarvt sich indessen von selbst, durch seine mit Eifer schriftlich verfassten Tischreden. Darin heißt es beispielsweise: "Ich bin gänzlich überzeugt, dass Behinderte nur ein vom Teufel besessenes Stück Fleisch ohne Seele sind, die man ersäufen sollte." Behinderte Kinder bezeichnete er als "Wechselbälger" und sogenannte "Missgeburten" als "Kielkropfe". Im Jahre 1541 ließ er wissen, dass er "gänzlich dafür hielte, dass solche Wechselkinder nur ein Stück Fleisch, eine massa carnis, seien, da keine Seele innen ist, denn solche könne der Teufel wohl machen“. In ihnen sah dieser Herr Luther nach seinen Worten "bloßes Fleisch", das "denn nicht gedeiht, sondern nur frisst und seugt“, denn sie würden "scheißen, fressen und saufen“ wie zehn gesunde Kinder und nur ihre Mütter aussaugen. Dieses lutherische Menschenbild grauste sogar den damaligen Fürsten von Anhalt dermaßen, dass sie Luthers Ratschlag, behinderte Kinder zu "ersäufen", ablehnten.

Neben seinen Machtkämpfen mit dem Papst wäre Martin Luther in der heutigen Zeit sicherlich der Sprecher der Neonazis, die vielleicht sogar noch verzweifelt versuchen würden, die schlimmsten Hasstiraden in seinen Aufrufen zu entschärfen, wenn es darum geht Behinderte in der Gosse zu ersäufen, Juden zu ermorden und ihre Häuser anzustecken, Frauen zu verachten, Ärztinnen als Hexen zu verbrennen ("die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden") oder protestierende Arbeiter und Bauern zu erschlagen. Martin Luther war ein fanatischer Demagoge und Volksverhetzer. Adolf Hitler verehrte ihn: "Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen“.

"Christen verzichten darauf, sich gegen die Obrigkeit zu empören". Denn weiter: "Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen." (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526). Getreu dem Motto: Lieber Gott, mach mich dumm, dass ich in den Himmel kumm.

Mit seinem extrem menschenverachtenden Weltbild und seinen Aufrufen zur Tyrannei der Terrorherrschaft pflanzte Martin Luther die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Wie könnte ich anders, als die von der Bundesregierung und sieben Landesregierungen in Deutschland mit Steuermitteln finanzierte staatliche Marketingkampagne zur öffentlichen Huldigung eines verbrecherischen Popstars, Hass- und Terrorpredigers einen geistlosen und verfassungsfeindlichen Anschlag auf die Zivilgesellschaft zu nennen? Als behinderter Mensch in Deutschland bin ich wie Millionen andere durch die tagtägliche Exklusion aus allen gesellschaftlichen Lebensbereichen den staatlichen Repressionsinstrumenten und Diskriminierungen ausgeliefert. Statt für Verbeugungen vor dem Ungeist eines Martin Luther ist es an der Zeit, die Menschenrechte für alle Menschen in Deutschland endlich konkret und uneingeschränkt  umzusetzen!

Luther und seine Verehrer kotzen mich an. Steckt euch das Lutherjahr an den Hut oder sonst wohin. Die Vergebung eurer Sünden im Jenseits sei euch Religionsfanatikern gegönnt. Das Diesseits habt ihr mit uns zu teilen.

Niemals zuvor ist mir bei der Recherche und dem Schreiben einer Kolumne derart speiübel geworden. Wenn ich religiös wäre, würde ich sagen: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Gleichwohl ist und bleibt mir bewusst: Bei dem herrschenden politischen Unverstand in Deutschland müssen wir Millionen behinderter Menschen uns durch politisches Bewusstsein selbst helfen!

 

 

Lesermeinungen zu “Luther, Luther über alles …?” (14)

Von rgr

Um Luther in seiner Zeit nach Stand der Forschung verstehen zu können, reicht ein Arbeitsleben eines Historikers eigentlich nicht aus. Und das kann schon zu Verdruss führen. Jedenfalls nach dem Ende der DDR dürfte ihre Zahl auf wenige Hundert zusammengeschrumpft worden sein.

Auch das Luther Jahr hat bis zu diesem August nichts Interessantes mehr hervor gebracht. Harald Reutershahns Mut zur Thesenbildung sind eine engagierte und lobenswerte Ausnahme. Wer im Internet sucht stößt auf Judenfeindliche Äusserungen Luthers. Dem Publikum vorgestellt wird das aber nicht durch Historiker, sondern durch die Theologin Margot Käßmann. Und bei aller Liebe, auch Margot Käßmann dringt nicht wirklich zum Kern der Frage vor:

Von welcher Epoche und von welchem Wechsel sprechen wir eigentlich?

Wer Luther in seiner Zeit verstehen will, sammelt am Besten erstmal Eindrücke von den Sitten und dem Leben der einfachen Menschen in dieser Zeit. Das ist die Klasse der Bauern. Auf der Suche nach barrierefreiem Anschauungsmaterial bin ich bei einer Produktion der Hörcompany fündig geworden:

-> Hier für 9,99€ ->
http://hoercompany.hoebu.de/weltliteratur-fuer-kinder-goetz-von-berlichingen-von-johann-wolf-50771

Eine Langfassung des Schauspiels in fünf Aufzügen mit 5 Stunden 16 Minuten Hörgenuss gibt es hier:
https://www.youtube.com/watch?v=VZB8Kt1wUxw

Wer gucken kann, greift zum Buch und zieht sich in eine kuschelige Ecke zurück.



Verrückte Zeiten. Denkt sich
der Götz

Von rgr

Sternzeichen und Aszendent Schütze
- oder wie sich mir Dr. Martin Luther vorgestellt hat -

Gewidmet dem Beitrag von Joachim Flach, der die fortschreitende neoliberale Degenerierung christdemokratischer Politiker in Erinnerung ruft und mit den dramatischen Worten gipfeln lässt "Ich bekenne mich schuldig mit einer Behinderung geboren zu sein."


Als ich am 2.12.62 in Dannenberg (Elbe), wenige Minuten vor dem sonntäglichen Geläut zum evangelisch-lutherischen Gottesdienst von einer herbeigeeilten Hebamme im Wohnhaus meiner bereits verstorbenen Eltern, im Kreis meines Vaters und meiner älteren Schwestern das Licht der Welt erblickte war der Schrecken groß. Der rechte Arm endet nur einen Handbreit unterhalb des Ellenbogens. Ihre erste Untersuchung ließ auf keine akut lebensbedrohlichen Schädigungen schließen und ich ward an die Brust meiner Mutter gelegt und mir ward ein gute Lebenserwartung beschieden.

Mein Vater beriet sich fernmündlich mit seinem verstreuten Familienzweig und der Entschluss war gereift, mich nicht nur nach dem Namen meines Großvaters Wilhelm, sondern dem Rufe nach Götz zu nennen. In Erwägung, das „der Name ein Zeichen“ sei.

Mein Leben bescherte mir bis heute Umbrüche, Krisen, glückliche Momente und auch anhaltende Freude. Die Geschichten, die über mich erzählt werden enthalten immer auch einige Körner Wahrheit. Mit den übleren Märchen beschäftige ich mich hier am Orte jetzt nicht. Soviel Achtung muss sein.

Welches Zeichen diese Zahl an Menschen, die in meinem Leben an mir vorüberzogen, auch immer erblickt haben mag. Es sind zum größten Teil durchaus auch originelle Ideen dabei. Aber in Gemeinschaft mit den behindernden Stereotypen - die jeder hier kennt und aus eigener Erfahrung abgleichen kann - reizt eine Figur die Gemeinde wie keine Andere. Ich hab ihre Varianten in meiner Erinnerung abgespeichert, wie in einem Memory Spiel. Memory spiele ich am liebsten. Wegen der Schönheit der Bilder.


-> ja, ja lieber nette etiquette ich fasse kurz

Von Lesebrille

@Arnd Hellinger: Das kommt davon, wenn man im Satz schon drei Gedanken weiter ist... .

Der Satz sollte natürlich heissen: "Allerdings ist es korrekt, dass sich Luther hier eines Bildes bedient, welches, ähnlich des theologischen Bildes, das Luther von den Juden hat, das des Mittelalters ist."

Von Lesebrille

Ich fand gerade auf meiner Suche nach der genauen Quelle für meine eigene (korrekte) Behauptung, dass Luther gehörlose Menschen zum Abendmahl zugelassen hat, es steht auf hoer.ekbo.de, folgendes Buch: "Barrierefreie Theologie von Anne Krauß. Es hat den Untertitel: "Das Werk Ulrich Bachs vorgestellt und weitergedacht".

Mein Augenmerk liegt dabei auf Kapitel 4.4. Dieses kann man im Internet lesen. Der Link ist endlos und findet sich auf books.google.de . Ich stiess mit der Suche "Luther gehörlos Abendmahl" auf den Link.

Das Kapitel setzt sich klar mit Luthers widersprüchlichen Sichtweise Auseinanden und verschweigt den zeitlichen Kontext genausowenig, wie den Widerstand gegen seine Tötungsideen von behinderten Säuglingen.

Aber natürlich wird ein Bogen in die Gegenwart mit den jetzigen Denkweisen geschlagen.

Von Lesebrille

Ich finde es allerdings hochproblematisch, wenn man so tut, als habe Luther eine Mitschuld an der T4-Aktion, oder am Holocaust. Wir Christ*innen sind mündig! Es gab auch - wenn auch sehr wenige - Christ*innen im Widerstand. Sophie und Hans Scholl waren Protestant*innen, Bonhoeffer ebenso. Pastor Braune, der versuchte, den tausendfachen Mord an behinderten Menschen zu verhindern, ist ebenso evangelisch.

Auch ich käme nicht auf die Idee, mittelalterliche Sichtweisen auf heute zu übertragen. Warum auch? Die Weisheit: "Prüfet aber alles und das Gute behaltet" (1. Thess. 5, 21) ist übrigens biblisch - und ohne Luther würde ich sie vielleicht nie gelesen haben.

Von Lesebrille

@Arnd Hellinger: Die Quellen soll es geben (http://www.theologe.de/theologe3.htm#Behinderte). Die Tischreden - ich habe keine einzige gelesen - sind wohl nachträglich katalogisiert und numeriert worden, siehe Text im Link. Allerdings ist es korrekt, dass sich Luther hier, ähnlich dem theologischen Bild, das Luther von den Juden hat, das des Mittelalters ist.

Der Begriff des "Wechselbalges", also eines untergeschobenen Kindes, das des Teufels sei, ist ja nicht neu und Luther nicht der Erste, der den Schrecken vor geburtsbehinderten Kindern - deren Anblick, so muss man vermuten, vom Bekannten abweicht - schürt.

Andererseits fand er es völlig normal, gehörlose Menschen zum Abendmahl zuzulassen. Ihn zu dämonisieren oder zum generellen Behindertenfeind zu stempeln ist also ebensowenig sinnvoll, wie ihn als Lichtgestalt verkaufen zu wollen.

Ich denke, man kann sagen, dass sich an ihm sehr wohl die Geister scheiden dürfen, dass wir ihm aber ebenso die Reformation und damit eine Form der Mündigkeit des gläubigen Menschen, verdanken.

Ohne ihn, wie auch ohne seine Mitstreiter (Reformatoren) gäbe es die evangelische Kirche nicht. Wann das Volk ohne sie eigene lesbare Bibeln hätten erstehen können, sei dahingestellt. Bis heute lehrt die katholische Kirche, dass der gläubige Mensch das Wort Gottes nur durch Auslegung durch den Priester begreifen könne.

Von harald

Lieber Arnd Hellinger,

anbei wunschgemäß eine kleine Auswahl von Links zur Recherche im Internet über Martin Luther:

https://www.ekd.de/Reformationsjubilaeum-10866.htm

http://www.katholisches.info/2017/07/martin-luther-ueber-behinderte-die-man-ersaeufen-sollte/

http://www.theologe.de/theologe3.htm#Toeten

http://www.zeit.de/campus/2008/05/martin-luther

http://www.glory-international.net/hope-germany/luther-quelle-des-antisemitismus/luther-pionier-des-antisemitismus.html

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-8694613.html

http://www.sopos.org/aufsaetze/40f9999f0f1d9/1.phtml

Schöne Grüße
Harald Reutershahn

Von Arnd Hellinger

Wie auch immer mensch zu den Aktivitäten des Herrn Luther stehen mag, muss man seine Äußerungen doch immer im Kontext seiner Zeit sehen: Und die gestaltet sich nun einmal so, dass vor 500 Jahren medizinische Versorgung und andere heute selbstverständliche Nachteilsausgleiche (Rollstühle, Kommunikationshilfen etc.) für Kinder (und andere Menschen) mit Behinderung noch Lichtjahre jenseits jeder Vorstellungskraft lagen. Auch waren Bauern oder Handwerker oftmals weder zeitlich noch materiell fähig, sich angemessen um ihre /invaliden" (=unwerten) Angehörigen zu kümmern. So wirklich praktikable Chancen auf ein lebenswertes Leben hätten Menschen z. B. mit meiner Behinderung (ICP) vor 500 Jahren also kaum gehabt...

Zudem vermisse ich bei Harald Reutershahn die Nennung nachprüfbarer Quellen dieser (angeblichen?) Luther-Zitate. Die aber wären wichtig, um das Ganze historisch richtig einordnen und bewerten zu können.

Von Joachim Flach

Der böse Luther. Schade, dass man ihn heute nicht mehr wegen Diskriminierung verurteilen kann. Leider haben das die Gesetze vor 500 Jahren nicht hergegeben.

Aber heute gibt es die ewig gestrigen immer noch, und sie gehören unserer Regierungspartei an.

Herr Karl Schiewerling von der CDU, MdB, aktiver Katholik, der hat einen bitterbösen Brief geschrieben, in dem Behinderte mit Kriminellen gleichgesetzt werden. Genau deswegen soll den Behinderten das Recht abgesprochen werden, das in der UN-BRK verbrieft ist.

Das alles ist nachzulesen hier auf Kobinet unter dem Artikel "Hohn für die Opfer". http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/35705/Hohn-für-die-Opfer.htm/?search=Opfer

Ich bekenne mich schuldig mit einer Behinderung geboren zu sein.

Von rgr

Können Behinderte katholische Priester werden?

Vor vielen Jahren sprach ich mit einem katholischen Priester und er eröffnete mir, das Körperbehinderte grundsätzlich nicht zu katholischen Priestern geweiht werden.

Ist das immer noch so? Wer kann dazu etwas sagen?

Fragt,
der Götz

Von Behindert_im_System

Zitat:

Niemals zuvor ist mir bei der Recherche und dem Schreiben einer Kolumne derart speiübel geworden.

Aller Anfang ist schwer und die Erkenntnis kommt spät, nur keiner fragt danach wie es jenen geht, welche an die Gemeinschaft glauben, aber auch immer wieder erkennen müssen wenn sie dazu in der Lage wären, sie sind kein Bestandteil dieser Gemeinschaft da man sie ausgrenzt.

Von rgr

Schöpfer der Menschlichkeit ist der Mensch selbst.

Sich von religiösen Einengungen zu befreien ist ein Gewinn an Geist, Lebensfreude, Kreativität und Verantwortung. Es ist die Voraussetzung für das Glück aller modernen Menschen. Geister finden dann allenfalls noch in den Künsten, wie etwa in der Dichtung ihren Platz.

Rund 250 Jahre nach Luthers Reformation dichtet Goethe seinen Prometheus. Der moderne Mensch Goethe sieht sich in einem krassen Gegensatz zum untertänigen Geist seiner Zeit. Einer direkten Konfrontation mit den Kirchen geht er aber aus dem Weg. Goethes Hymne des Prometheus ist ein kraftvolles Aufbegehren gegen den Göttervater Zeus. Das wurde in den Salons der Zeit als Religionskritik gefeiert.

Und das war das, was gerade noch erlaubt war: https://www.youtube.com/watch?v=qAFmidV0hUk

Von rgr

Selbst helfen!

Durch Haralds Recherche zur "Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017" wird belegt, das mein Land Berlin nicht zu den unterstützenden Ländern zählt. Näheres zu dieser Enthaltung ist mir leider nicht bekannt. Meine These ist, das diese Distanz zum religiösen Geschäft in Berlin durchaus populär ist.

Die Berliner wünschen sich mehrheitlich kein Wiedererstarken religiöser Kräfte. Nicht in der Verwaltung, nicht in der Kultur und auch nicht in den Schulen. Hier wurde am 21. Januar 2009 per Volksbegehren über die Einführung des Wahlpflichtbereichs Ethik/Religion entschieden. Die Initiative der beiden christlichen Kirchen scheiterte krachend am Widerstand der Wähler. https://de.wikipedia.org/wiki/Volksentscheid_%C3%BCber_die_Einf%C3%BChrung_des_Wahlpflichtbereichs_Ethik/Religion

Doch auch für die verbleibenden Protestanten - und auch im gleichen Maße für die Katholiken - besteht in Deutschland eine hoffnungsvolle Zukunft in einer von Unterdrückung befreiten Gesellschaft. Das bezeugen die Zahlen der Seite: http://www.kirchenaustritt.de/

Tretet aus, rät
der Götz

Von Annika

Danke, Herr Reutershahn!
Sie schreiben, was mir auch schon länger durch den Kopf geht, ohne dass ich es so gut recherchiert habe. Elitäres Denken ist mir auch schon bei heutigen Lutherfreunden aufgefallen (dazunehmen möchte zu Ihren Ausführungen gegen Juden Behinderte und Frauen auch Homosexuelle, Transgender...) und da ich mich viel mit dem Nationalsozialismus beschäftigt habe, ist mir auch der Zusammenhang mit Luther aufgefallen.
Als Christin möchte ich noch auf ein Buch von Franz Alt hinweisen: "Was Jesus wirklich gesagt hat" - Eine Auferweckung. Darin werden die ursprünglichen Worte Jesu aus dem aramäischen übersetzt, wodurch eine neue unverfälschte Sichtweise auf die Botschaft möglich wird!