Noch 4 Tage bis zur Bundestagswahl
Veröffentlicht am von Ottmar Miles-Paul
Berlin (kobinet) Für Eileen Moritz, die bei der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) arbeitet, ist es wichtig, dass Behindertenbegleithunde überall mit dabei sein können. So wie sie kürzlich beim Bürgerfest des Bundespräsidenten mit ihrem Begleithund Joschi war, wird sie auch in vier Tagen mit ihm zur Bundestagswahl ins Wahllokal gehen. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Eileen Moritz.
kobinet-nachrichten: Eileen, du warst vor kurzem beim Bürgerfest des Bundespräsidenten
Eileen Moritz: Ja, das war ein sehr schönes Fest
kobinet-nachrichten: Da war noch jemand mit dabei
Eileen Moritz: Ja, der Joschi war mit dabei. Das ist mein Assistenzhund.
kobinet-nachrichten: Und das war kein Problem, den Joschi mit zum Bürgerfest des Präsidenten mit zu nehmen?
Eileen Moritz: Im ersten Moment war es ein Problem. Da bekam ich dann die Auskunft, dass der Assistenzhund leider nicht mitkommen darf. Dann haben wir einen netten Brief geschrieben, dass sie ja wohl die UN-Behindertenrechtskonvention nicht kennen und sich mit den Zugangsrechten von Assistenzhunden nicht auskennen. Daraufhin bekam ich einen Anruf, dass es natürlich selbstverständlich kein Problem ist, dass der Assistenzhund mit darf.
kobinet-nachrichten: Wenn du am 22. September ins Wahllokal zur Bundestagswahl gehst, darf Joschi da mit rein?
Eileen Moritz: Das ist eine gute Frage, das weiß ich noch gar nicht. Das probier ich einfach aus, aber eigentlich müsste der mitkommen dürfen.
kobinet-nachrichten: Wenn er nicht selbst abstimmen will, dann müsste das eigentlich gehen. Aber Spaß beiseite, wenn du deine Stimme abgibst, was ist dir denn bei der anstehenden Bundestagswahl wichtig.
Eileen Moritz: Mir sind ja nicht nur die Zugangsrechte für Assistenzhunde wichtig. da sind mir natürlich auch ganz andere Themen wichtig.
kobinet-nachrichten: Welche denn?
Eileen Moritz: Natürlich ist mir wichtig, und dazu haben sich wenig PolitikerInnen geäußert, wie sie eigentlich die Rechte behinderter Menschen umsetzen wollen. Dazu gehören natürlich auch die Zugangsrechte von Assistenzhunden. Aber zu den Rechten von Menschen mit Behinderungen gehört noch viel viel mehr. Dass wir überhaupt teilnehmen können an der Gesellschaft. Eigentlich müsste Joschi mit ins Kino kommen dürfen, oder mit zu meinem Arzt, in Einkaufsläden etc.
kobinet-nachrichten: Wie ist das mit der Ausbildung eines Assistenzhundes wie Joschi? Wird diese finanziert?
Eileen Moritz: Nein gar nicht. Im Gegensatz zu den Blindenführhunden, werden Behindertenbegleithunde nicht finanziert. Wir sind da allein auf Spenden oder Sponsoring angewiesen.
kobinet-nachrichten: Hast du Joschi dann selbst ausgebildet?
Eileen Moritz: Ja, das ist ein ganz besonderer Ausbildungsweg, den der Verein, in dem ich ehrenamtlich arbeite, anbietet und den es seit 1995 gibt - Hunde für Handicaps. Die sind ganz toll und haben mehrere Möglichkeiten. Man kann mit seinem unerzogenen Hund kommen und kann Trainings machen. Man kann einen komplett ausgebildeten Behindertenbegleithund bekommen. Was ich gemacht habe, man kann auch einen Hund nach einem Patenprogramm bekommen und dann bildet man ihn selbst aus.
kobinet-nachrichten: Wie alt ist Joschi denn jetzt?
Eileen Moritz: Er ist sechs Jahre alt. Fünf Jahre davon lebt er jetzt schon bei mir und vor ca. vier Jahren haben wir die Prüfung zum Behindertenbegleithund bestanden.
kobinet-nachrichten: Und Joschi spült jetzt bei dir zu Hause das Geschirr und wäscht die Wäsche?
Eileen Moritz: Ja, er wäscht die Wäsche, weil er nämlich die Sachen aus der Waschmaschine heraus holen kann, aber nicht immer macht. Joschi hebt mir alle Sachen auf, bedient Schalter, wie zum Beispiel das Licht oder Fahrstuhlschalter und Joschi zieht mir Türen zu.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview. Dann hoffe ich, dass im Wahllokal nicht die Türen zugezogen werden, wenn du mit Joschi am Sonntag wählen gehst.