Qualitätskontrolle im HAU
Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Bild: Rimini Protokoll
Berlin (kobinet) Mehr als 200 behinderte und nicht behinderte Akteure aus Europa und Übersee präsentieren vom 7. bis 17. November in Berlin wieder Theater, Tanz, Performance, Musik und Kunst. Zum internationalen Theaterfestival No Limits ist am 9. und 10. November im Hebbel am Ufer (HAU) "Rimini Protokoll: Qualitätskontrolle" angesagt. Im Zentrum des Stücks steht Maria-Cristina Hallwachs, die seit einem Unfall mit 18 Jahren querschnittgelähmt ist und künstlich beatmet wird. Nach neun aufregenden und erfolgreichen Vorstellungen im vergangenen Juni in Stuttgart hofft Dramaturg Sebastian Brünger auch in Berlin auf interessante Gespräche mit Betroffenen aus dem Publikum. Doch die Spielstätte HAU 2 ist nicht barrierefrei zugänglich.
Birgit Stenger würde sich gern das Stück ansehen. Das wird jedoch nicht möglich sein, da sie auf die Nutzung eines elektrischen Rollstuhls angewiesen ist. "Aus diesem Grund kann ich es auch nicht an die von uns beratenen Menschen mit Behinderung, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, weiter empfehlen", schrieb die Frau von der Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben schwerstbehinderter Menschen (ASL) an den Dramaturgen.
Die Antwort-Mail vom Besucherservice, die darauf bei der ASL einging, findet Birgit Stenger skandalös. Sie wandte sich nun direkt an Maria-Cristina Hallwachs und schrieb ihr unter anderem: "Von Freunden, die eine ähnlich hohe Querschnittlähmung haben wie Sie, weiß ich, dass sie den Vorschlag in einen anderen Rollstuhl umgesetzt und die Treppe hoch getragen zu werden als Zumutung empfunden hätten."
Das Theater bedauert außerordentlich, dass ausgerechnet die Produktion "Qualitätskontrolle" im Hau 2 "mit gewissen Einschränkungen für Rollstuhlfahrer/innen" stattfinden müsse. Leider sei es "aus organisatorischen Gründen" nicht möglich gewesen, die Aufführungen im HAU 1 zu zeigen ...
Von Arnd Hellinger
Tatsächlich gibt es in Berlin mehrere durchaus barrierefreie Spielstätten und man muss auch nicht das gesamte Festival in nur einem Haus abhalten. Ein guter Veranstalter plant so etwas aber vor der Veröffentlichung von Spielplänen etc...
Ich denke und hoffe aber, dass sich mit etwas gutem Willen noch ein barrierefreier Ausweich-Spielort finden läßt. Ansonsten bräuchte sich der Veranstalter nicht über den Vorwurf der Diskriminierung beklagen!
Von behindertenrecht
Nicht barrierefrei !
Das ist tatsächlich Theater und in der Zwischenzeit werden Heime "modernisiert" , Vermögen der schwächsten der Gesellschaft kontrolliert etc..und die Verschwendungsuhr läuft "lustig" weiter .
Von Kati
Gespräche... dieses Wort fehlt bei "interessante Gespräche mit Betroffenen" Sorry!
Von Kati
"Gewisse Einschränkungen"?
Scheinbar völlig fehlende Vorkehrungen zur Barrierefreiheit als "gewisse Einschränkungen" zu bezeichnen ist tatsächlich skandalös, wenn man gleichzeitig interessante mit "Betroffenen" sucht.
Eine Verurteilung ohne die Hintergründe und Gründe zu kennen, ist natürlich anmaßend. Aber es drängt sich der Verdacht auf, dass es in Berlin eine bessere Spielstätte geben müsste.