Vom Narren zum Behinderten

Kassel (kobinet) "Vom Narren zum Behinderten: Status und Leben von Menschen mit Behinderung im Mittelalter mit Bezügen zur historischen Entwicklung in Kassel" lautet der Titel einer Veranstaltung mit Gunther Neumann, die heute am 30.10. um 19.00 Uhr im Kasseler Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen, Samuel-Beckett-Anlage 6, in Kassel stattfindet.

"Im Rahmen der Festwochen des Vorderen Westens zu 1100 Jahre Kassel findet ein von Gunther Neumann erarbeiteter Vortrag zu 'Status und Leben von Menschen mit Behinderung im Mittelalter' mit Demonstrationsobjekten und Ausstellung statt. Gab es Menschen mit Behinderung und chronisch kranke Menschen im Mittelalter? Natürlich gab es sie; doch wie lebten sie in der Gesellschaft, in der Familie? Wie wirkte sich der gesellschaftliche Stand auf das Leben mit einer Behinderung aus, und was kann für die Region Kassel und Nordhessen dazu gesagt werden? In den 1000 Jahren, die das Mittelalter umfasst, wurden die Grundlagen für die heutigen europäischen Gemeinwesen gelegt. Daher ist zu untersuchen, welche Bedeutung die Lebenswelten der Menschen mit Behinderung dieser Epoche für die Gegenwart haben, welche Missstände als überwunden betrachtet werden können und welche Auffassungen die Zeiten überdauert haben. Dabei werden interessante und teilweise überraschende Fragen an die Geschichte gestellt: Gab es im Mittelalter Inklusion? Welche Bedeutung haben der Kaufunger Wald und die Römer für die Prothesen-Herstellung des Mittelalters? Wie erklärten sich die Mediziner das Auftreten und Vergehen epileptischer Anfälle? Wieso waren die Westgoten letztlich für die Ausgestaltung eines mittelalterlichen Hilfsmittels für Menschen mit Körperbehinderungen verantwortlich? Warum wurden Gehörlose für 'bessere Behinderte' gehalten als andere Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen? Worin bestand im Hoch- und Spätmittelalter der Zusammenhang zwischen Kleinwüchsigkeit und Süßspeisen?", heißt es in der Ankündigung für die Veranstaltung.