Ferdinand Schießl ist tot

Veröffentlicht am von Gerhard Bartz

Ferdinand Schießl
Ferdinand Schießl
Bild: Karin Knoll

München (kobinet) Wie erst heute bekannt wurde, starb in München in der Nacht vom Sonntag auf Montag Ferdinand (Ferdi) Schießl. Sein Tod kam völlig überraschend. Bereits im Alter von knapp zwei Jahren erkrankte er an der Kinderlähmung. Es begann eine langjährigen Odyssee die im Anschluss an 12 Jahre Klinik noch 11 Jahren in einem Heim der Pfennigparade fortgeführt wurde. Danach begann eine zermürbende Auseinandersetzung mit dem Münchner Sozialamt als Kostenträger. Ferdi wollte raus aus dem Heim und selbständig leben. Dies gelang mit dem sogenannten Arbeitgebermodell. Zur Durchsetzung ließ er sich auch mal in seiner Eisernen Lunge auf den Schreibtisch des Sozialamts-Sachbearbeiters legen. Danach hatte er lange Jahre Ruhe. Doch im letzten Jahr führte eine Fehlentscheidung des Münchner Sozialamtes beinahe in die Katastrophe. Im letzten Moment konnte auch durch Berichterstattung in überregionalen Medien eine Wende herbeigeführt werden. Das Sozialamt lenkte ein und das Arbeitgebermodell war weiter gesichert.

Zusammen mit Andreas Vega war Ferdi ein Vorkämpfer für die ambulante Assistenz jenseits von Heimen und Diensten. Die beiden öffneten eine Türe, durch die viele andere nach und nach die stationären Einrichtungen verlassen konnten. Für die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung ist Ferdis Tod ein großer Verlust, nicht nur in München.

Am morgigen Mittwoch. 16.07.2014 um 14:15 Uhr findet in der neuen Aussegnungshalle des Münchner Waldfriedhofs eine Gedenkfeier zur Urnenbeisetzung statt. Zahlreiche Weggefährtinnen und Weggefährten werden seine Familie und seine Freundin Karin auf diesem schweren Weg begleiten. Ferdi wurde 57 Jahre alt.

kobinet-nachrichten vom 14.06.2013: Münchner Sozialamt macht sich kundig und lenkt ein

Lesermeinungen zu “Ferdinand Schießl ist tot” (1)

Von ferdifrosch

"Das Leben ist schön!"
Das ist/war Ferdis Motto - und er hat es so überzeugend vorgelebt, dass ich es in seinem Sinne weiterzuleben versuchen will. Im Moment ist mein Leben zwar nicht wirklich schön, weil ich ihn so sehr vermisse, den Menschen, der mir in den vergangenen 12 Jahren dieses Motto auch zu meinem werden lies...Aber wie Gerhard will auch ich versuchen, die eigentlich so einfach zu verwirklichende Idee eines gleichberechtigten Miteinanders endlich Wirklichkeit werden zu lassen...!