Utopie einer behindertenfreien Gesellschaft

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Biologe twittert
Biologe twittert
Bild: Richard Dawkins

Wien (kobinet) Neun von zehn Föten, bei denen Trisomie festgestellt wurde, werden abgetrieben. Der britische Biologe Richard Dawkins äußerte jetzt auf Twitter die Ansicht, dass alle Babies mit Down-Syndrom abgetrieben werden sollen. Martin Ladstätter vom Wiener Zentrum für Selbstbestimmtes Leben schrieb dazu den Kommentar Down-Syndrom-Baby - "Treib es ab und versuch es nochmal" auf BIZEPS-INFO. Dawkins nennt die Abtreibungsrealität beim Namen. "Eine erschreckende Utopie einer behindertenfreien Gesellschaft wird hier mit medizinischen Nachdruck verfolgt", stellt Ladstätter fest.

Lesermeinungen zu “Utopie einer behindertenfreien Gesellschaft” (2)

Von Susanne v.E

Und wenn alle Föten, bei denen eine Form von Behinderung festgestellt wird, abgetrieben würden, hätten wir immer noch keine "behindertenfreie Gesellschaft".
Es gäbe dann immer noch Menschen, die behindert sind, ohne dass man es vorgeburtlich diagnostizieren kann, oder die infolge von Problemen während der Geburt oder aufgrund nachgeburtlicher Ereignisse behindert sind. Was müssen wir mit denen machen? "Lösungsvorschläge" gab es ja schon in der Vergangenheit.
Ich dachte wir hätten aus der Geschichte gelernt, aber offensichtlich muss nur der Gedanke daran, was "so ein Behinderter kostet" in manchen Köpfen entstehen , um das Prinzip der Aussonderung wieder auferstehen zu lassen.
Wer bringt denn in einem solchen Klima noch den Mut und die Kraft auf, ein behindertes Kind auzutragen und/oder Fordrungen, auch finanzielle!, zum Ausgleich von behindertenbedingten Nachteilen zu stellen.
Sollen wir uns wieder schämen müssen behindert zu sein, oder ein behindertes Kind zu haben, sollen sie wieder, wenn sie denn dann (leider) doch leben, versteckt werden müssen? Ist es das was gewollt ist?
Dieses Gedankengut muss ausgerottet werden!

Von Inge Rosenberger

In solchen "RatSCHLÄGEN" spiegelt sich ein medizinisch-technologischer Machbarkeitswahn und die Idee, bestimmte Erkrankungen am Ort der Entstehung zu erkennen und dann (mitsamt dem entstehenden Menschen) "ausmerzen" zu können. Das ist ein medizinisch verbrämter ideologischer Größenwahn...

Dazu kommt noch die fehlende Unterstützung und die massive Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Hierzu zählen u. a. der zermürbende Kampf gegen die Regelbedarfsstufe 3 und die Kindergeldabzweigung, der endlose Einsatz um einigermaßen normale Lebensbedingungen (von Inklusion ganz zu schweigen), sowie der bürokratische Irrsinn von Behörden und Institutionen.

Weiterhin könnte dahinter auch eine Art Versuch zur Lösung künftiger (volkswirtschaftlicher) Probleme stehen. Genau deshalb wird auch die Diskussion zum Thema "Sterbehilfe" immer zu "Krisenzeiten" besonders stark forciert. Ich befürchte, irgendwann wird das Recht auf eine vorgeburtliche Untersuchung zur Pflicht werden - und das Recht auf den eigenen Tod bei (unheilbaren) Krankheiten oder.... ebenfalls zur Pflicht.

Eine werdende Mutter (und die evtl. dazu gehörige Familie) wird es - falls überhaupt - gut überlegen, ob sie in diesem eiskalten Klima ein behindertes Kind zur Welt bringen will und wird.
Ist die erzeugte Eiszeit in der Sozialpolitik Zufall oder Berechnung?!?