Kultur des Miteinanders Schlüssel für Inklusionserfolg
Veröffentlicht am von Ottmar Miles-Paul
Köln (kobinet) Eine "Kultur des Miteinander" ist ein Schlüssel für den Inklusionserfolg. Dies macht Sibille Windhof, Schwerbehindertenvertreterin im Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) in Köln deutlich. Katharina Heller sprach mit ihr über die Inklusionsbemühungen im DIMDI, das seit Beginn inklusiver Projekte 2002 über 50 schwerbehinderte Menschen im ersten Arbeitsmarkt integrieren konnte.
Katharina Heller: Sie beschreiben die Arbeitswelt im DIMDI als "Kultur des Miteinanders". Wie wirkt sich diese im Alltag von DIMDI aus?
Sibille Windhof: Zu der Erfolgsstory kann es nur mit Hilfe zahlreicher Inklusionshelfer kommen. Diese stehen in keinem Organigramm und wurden weder gewählt noch benannt. Dazu fällt mir ein Beispiel ein, das mich besonders berührt hat: Zwei Kollegen haben mich an meinem Schreibtisch aufgesucht, um mich eindringlich auf einen Missstand hinzuweisen. Meine Worte seien doch häufig Barrierefreiheit und Inklusion … wie könne es dann sein, dass ein rollstuhlfahrender Raucher alleine vor dem Haus seine Zigarette rauchen muss? Sie, die Kollegen, würden gerne Inklusion leben, sei es im Haus oder auf dem Raucherbalkon, aber dazu müsste der Zugang zum Balkon erst einmal barrierefrei sein. Diese Einstellung der Kollegen zeigt die Normalität bzw. die Selbstverständlichkeit der Zusammenarbeit auf. Und gerade diese Kultur des Miteinanders ist der Schlüssel zu dem großen Inklusionserfolg.
Katharina Heller: Wie kann man sich die Tätigkeit von schwerbehinderten Menschen in Ihrem Haus vorstellen?
Sibille Windhof: Jeder Mitarbeiter mit Schwerbehinderung führt eine eigene Tätigkeit und einen eigenen Aufgabenbereich aus. Insbesondere durch gezielte Projektarbeit ist die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen möglich. Als wir 2002 unser erstes SB-Projekt gestartet hatten, folgte ein Azubi-Tandem-Projekt und bereits 18 Monate später ein Projekt mit sechs neuen Kolleginnen und Kollegen. Der Erfolg des Ganzen basiert auf einem wunderbaren Netzwerk, auf das wir zurückgreifen können. Alles, was hier im Haus entstanden ist, ist nur durch eine gute Vernetzung möglich. Dabei benötigen wir unter anderem das Integrationsamt, den Arbeitstechniker, den IFD-Dienst sowie Behinderteneinrichtungen und -verbände und die vielen Einzelbetreuer.
Katharina Heller: Der Direktor des DIMDI, Herr Dr. Kaiser, meinte vor kurzem: "Erst dieses Netzwerk hat uns den jetzigen Erfolg ermöglicht." Was sagen Sie zum Stichwort "Netzwerk"?
Sibille Windhof: Ohne Netzwerk gibt es keine kleine Lösung. Wir brauchen und wir machen! Die Basis für gute und erfolgreiche Netzwerkarbeit bildet das gegenseitige Vertrauen. Auch das Netzwerk im Haus ist enorm wichtig für das Gelingen unserer Arbeit. Das fängt bei der Beschaffung von entsprechenden Arbeitsmitteln wie zum Beispiel höhenverstellbaren Tischen an. Oder es betrifft den Umbau unseres Aufzugs im Gebäude, damit aus dem barrierearmen ein barrierefreier Aufzug wird. Ohne das Zusammenwirken vieler Mitarbeiter, die alle an einem Strang ziehen, könnten wir nicht erfolgreich sein.
Katharina Heller:: Wie würden Sie das Erfolgsrezept Ihrer Arbeit skizzieren?
Sibille Windhof: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mit einem guten Netzwerk ist nahezu alles möglich. Ich empfinde es als sehr bereichernd, mich tagtäglich mit den Belangen der schwerbehinderten Menschen auseinanderzusetzen. Sie wollen arbeiten, sie wollen Chancen. Und die meisten nutzen sie auch! In den zurückliegenden Jahren meiner Tätigkeit habe ich erlebt, dass ich etwas mit dem Herzen mache und dabei viel bewege. Das motiviert mich immer wieder aufs Neue - deshalb bin ich dabei geblieben!
Katharina Heller: Frau Windhof, vielen Dank für das erfrischende Gespräch!