Urania zur Singer-Ehrung

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Dr. habil. Ulrich Bleyer
Dr. habil. Ulrich Bleyer
Bild: Burkhard Lange

Berlin (kobinet) Urania-Direktor Ulrich Bleyer hat heute die Anfrage von Ursula Lehmann zum Umgang mit der Singer-Ehrung beantwortet und eine Erklärung übermittelt, die auch ein Angebot für die Berücksichtigung kritischer Stellungnahmen enthält. Die Urania ist ein Kultur- und Bildungsverein, der seit über 125 Jahren Wissen über alle Themenbereiche vermittelt und dazu ein Programm mit jährlich etwa 1000 Kultur- und Bildungsveranstaltungen anbietet, so auch die Gastveranstaltung mit der Preisverleihung an den umstrittenen Bioethiker.

"Die Urania weiß um die Kontroversen und Debatten, die die philosophischen Erwägungen von Peter Singer ausgelöst haben und auch heute noch auslösen. Sie teilt dabei nicht seine moralphilosophischen Grundannahmen und auch nicht die von ihm geschlussfolgerten Konsequenzen", heißt es in der Stellungnahme der Urania. Das Motiv des Preises sei aber zu unterstützen, "da Peter Singers Ausführungen zum Tierschutz einen bedeutenden Beitrag zum Schutz unserer Mitwesen darstellen". Es sei ein demokratisches Grundgebot, dass eine solche Preisverleihung ungestört stattfinden könne und dieser Festakt auch von Kritikern der Positionen Peter Singers respektiert werde.

"Wir halten es aber auch für sinnvoll, dass Kritik die Möglichkeit bekommt, bei einem solchen Festakt ihre Bedenken kurz darzustellen. In Absprache mit den eigentlichen Veranstaltern bieten wir daher einem Vertreter oder einer Vertreterin der kritischen Positionen die Möglichkeit, eine maximal 10minütige Stellungnahme zu Beginn der Veranstaltung vorzutragen", meint die Urania. 

Lesermeinungen zu “Urania zur Singer-Ehrung” (11)

Von Dagmar B

nurhessen hat geschrieben:

Der „moderne“ Faschismus erscheint im pseudo-liberalen Gewand.

Da schließe ich mich an.


Evy hat geschrieben:

Das Menschen mit Behinderungen in Deutschland häufig nicht angemessen medizinisch versorgt werden, ist eine auch Folge der Verteilungskämpfe im Gesundheitswesen. Politiker, die gleichsam doppelzüngig Singer verurteilen und gleichzeitig in im Bundesparlament Gesetzesinitiativen zur Verbesserung der Versorgung so unbestimmt und zahnlos wie möglich zugunsten von Erwerbsinteressen gestalten, genießen ja auch den Schutz der Meinungsfreiheit.

Das sehe ich auch so, allerdings gibt es Politiker , die wortgetreu Singers Gedankenspielchen zum Besten geben ,offensichtlich haben solche Spielchen ,Z.B. wen man als erstes aus dem brennenden Haus rettet usw. eine hohe Überzeugungskraft.......
Präferenzutilitarismus ist meiner Ansicht nach völlig überflüssig
Und weil er so überflüssig ist , provoziert Herr Singer gerne als Werbung in eigener Sache .
Das ist genau so überflüssig wie der Preis der da verliehen wird.
Aber das Problem mit dem Überfluss an Unsinn in unsrer pseudo-liberalen(wie nurhessen es ausdrückt) Gesellschaft ist auch nicht neu.
Letztendlich kommt ja die Kritik gegen Singer aus der Gruppe , die er dauerhaft provokativ vorführt und selbst das kann er wieder zu Werbezwecken instrumentalisieren.
Ich denke er findet das gut,das er diesen Gruselstatus hat,darum bedient er auch immer wieder die gleichen Provokationen und will behinderten Menschen das Lebensrecht absprechen.
Ich finde gut,das die Kritik klar geäußert wird und das Nützlichkeitsprinzip in Frage gestellt wird,denn pseudoliberal und verdeckt müssen Menschen mit Behinderungen immer ,wenigstens in Deutschland, den Nutzen der Unterstüzung ,den Sie brauchen belegen.
Nützlichkeit anstatt Selbstbestimmung.
Das wird ja auch deutlich,wenn Frau Merkel ihre DDR Erfahrungen mit Behindertenheimen(die ja Ihrer Ansicht nach auch weiterhin notwendig sind) zum besten gibt und ausdrücklich Inklusion nur für behinderte Fachkräfte fordert.
Ob wohl Frau Bentele auf der Demo anzutreffen sein wird?

Von nurhessen

Sehr geehrter Herr Dr. Drebes,
es ist doch eigentlich seit Jahren, mittlerweile Jahrzehnten (meiner Erinnerung nach trat Singer Anfang der 90-Jahre in Deutschland zum ersten Mal in Erscheinung: „Die Zeit“ mit Reinhard Merkel war ein getreuer Anhänger und Verfechter des Gedankenguts von Peter Singer sowie Helga Kuhse, ebenso wurden ihnen im Dt. Ärzteblatt – mit allerdings teilweise heftigem Widerstand der Ärzteschaft - Raum zur Veröffentlichung gewährt), bekannt, wes Geistes Kind Peter Singer ist: Deshalb provozieren wir keine weiteren Plattformen für Singer, sondern es reicht! Peter Singer ist gedanklich im Faschismus verhaftet – wobei Faschismus nicht unbedingt konkretistisch mit dem historischen Nationalsozialismus gleichzusetzen ist. Der „moderne“ Faschismus erscheint im pseudo-liberalen Gewand. – Also: Es reicht! Singer kein weiteres Diskussionsforum bieten, denn die Würde des Menschen ist unantastbar!

Von Sven Drebes

@Antihexenjagd: Nur um es klar zu stellen, Gewalt ist für mich keine legitime Protestform.

Von Sven Drebes

@Antihexenjagd:
Hmm, würden Sie genau so argumenieren wie in Ihrem Aufruf, wenn jemand geehrt würde, der wissenschaftliche Abhandlungen darüber geschrieben hätte, dass Frauen oder Menschen nicht--weißer Hautfarbe nicht ohne weiße Männer leben können, und sich diesen deshalb unterwerfen müssten? Die Beispielle sind nicht erfunden, das haben ernst genommene Wissenschaftler noch im letzten Jahrhundert von sich gegeben.

Auch Philosophen müssen sich über die Folgen ihrer Überlegungen in der Welt jenseits ihres Elfenbeinturms Gedanken machen!

Von Sven Drebes

@Evy. Singer ist bestimmt nicht der einzige Grund, warum es mit der Umsetzung der BRK hakt, aber er trägt ein ziemliches Stück dazu bei.

Wenn jemand seit über 35 Jahren Dinge sagt, von denen er mitbekommt, dass sie behindertenfeindlich verstanden werden, dann kann man nicht mehr von "Missverständnis" reden. Er meint, dass man Babys, die seiner Ansicht nach ein nutzloses Leben führen werden, beseitigen soll, egal was er über "Hochleistungsbehinderte" denkt und sagt.
Die "Medizinindustrie" hätte er auch auf eine Art kritisieren können, die nicht die Memschen herabwürdigt, die sie brauchen.

Von Evy

Singer ist eine Super Projektionsfläche, aber nicht er verursacht die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen oder entschleunigt die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Das Menschen mit Behinderungen in Deutschland häufig nicht angemessen medizinisch versorgt werden, ist eine auch Folge der Verteilungskämpfe im Gesundheitswesen. Politiker, die gleichsam doppelzüngig Singer verurteilen und gleichzeitig in im Bundesparlament Gesetzesinitiativen zur Verbesserung der Versorgung so unbestimmt und zahnlos wie möglich zugunsten von Erwerbsinteressen gestalten, genießen ja auch den Schutz der Meinungsfreiheit.

Die zitierte Äußerung Singers zur Krankenversicherung hat sich gegen die Medizinindustrie gewendet und nicht etwa für die Vernachlässigung behinderter Säuglinge argumentiert. Er stünde den Forderungen der NITSA-Tagung sicherlich positiver gegenüber als viele Parlamentarier.


Auch wenn ich Singers philosophischen Programm nicht zustimme: Was nützt es Menschen mit Behinderungen, wenn Singers Texte aus dem Zusammenhang gerissen, verfälscht zitiert und zu Parolen formuliert werden, an denen auch Nazis Gefallen finden könnten? Liefert man Nazis den Stoff damit frei Haus?

Menschen, die dies dann weiterverbreiten, meinen es meist gut. Sie haben keine Zeit, seine philosophischen Texte zu lesen oder sich seinem humanitären Engagement zu befassen. siehe auch Michael W und http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-gespraech-peter-singer-sind-sie-der-gefaehrlichste-mann-der-welt-11108221.html

Ein anderer Beitrag zur Debatte:
"Tragische Missverständnisse" Gespräch mit Michael Schmidt-Salomon über den Protestaufruf "Stoppt Peter Singer!" http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/tragische-missverstaendnisse

Von Antihexenjagd

Es gibt jetzt auch einen linken Gegenaufruf gegen die Umgangsart von 'Kein Forum für Peter Singer': http://gegendiehexenjagdaufsinger.blogsport.de

Von nurhessen

@
Michael W. 17.Mai 16.47 Uhr
No further comment!

Von Michael W

Es ist einfach ungeheuerlich Peter Singer einen Menschenhasser und Aufrufer zum Mord an Behinderten zu nennen. Dieser Mensch hat durch seinen unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Ärmsten mehr Leben gerettet als sie es jemals tun werden. Den Gründer der Stifung "The Life You Can Save" so zu verleumden ist an Zynismus kaum zu überbieten.

Von Gerti

Niemand muss an Singer vermieten.

Von Gerti

Protest jetzt erst recht!
Wer so, wie Bleyer, 'argumentiert', also, dass ist ein Einfallstor für diejenigen mit rechtslastiger 'Weltanschauung'. Die Schnittmenge zwischen Singer und denen mit rechtslastiger 'Weltanschauung' ist dort, wo sowohl Singer, als auch die Nazis den Behinderten an den Kragen gehen.
Herr Bleyer sollte DRINGEND daran erinnert werden, dass selbst A. Hitl** Vegetarier war. Ja, ja, bei Bleyer sind offensichtlich alle Vegetarier_innen und alle Veganer_innen automatisch die Guten.
Bleyer begibt sich mit seiner Verteidigung von Singer auf eine rechtsrutschige schiefe Ebene. Genau in diese Bleyer'sche Argumentation passt, wenn jemand sagen würde, dass doch zwischen 1933 und 1945 die Autobahnen gebaut worden waren; es wäre doch nicht alles schlecht gewesen.
Die Urania, so ich wieder einmal in Berlin sein werde, werde ich nie wieder betreten.
Vielleicht ließe sich der Freundeskreis der Urania e.V. noch in den Protest gegen Singer und seine Jünger einbeziehen? Die Freundinnen und Freunde der Urania Berlin e.V. dürfen doch kein Interesse daran haben, in dem von ihnen unterstützten Verein einen Menschenhasser und Aufrufer zum Mord an Behinderten zu wissen, und sei es als Gast.