Viel Potential in der Selbstvertretung

Veröffentlicht am von Christian Mayer

Bild vom Seminar
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Bild: ISL - Franziska Vu

Erkner (kobinet) Welches Potential in der Idee der Selbstvertretung behinderter Menschen steckt und wie wichtig diese für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist, das wurde am Wochenende im Bildungszentrum in Erkner bei Berlin sehr deutlich. Beim Seminar unter dem Motto "Deine berufliche Zukunft in der Selbstvertretung", das die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) in Kooperation mit der LIGA Selbstvertretung durchführte, entwickelten die Teilnehmer*innen eine Reihe von Projektideen zur Stärkung der Selbstvertretung.

Nachdem die Teilnehmer*innen sich am Freitag mit ihren Ideen für ihre berufliche Zukunft in der Selbstvertretung sowie ihre Stärken und Erfahrungen geschildert hatten, zeigte die Geschäftsführerin der ISL, Dr. Sigrid Arnade, die Entwicklung der Menschenrechte und insbesondere der UN-Behindertenrechtskonvention auf. Dabei spielt die Selbstvertretung behinderter Menschen eine wichtige Rolle, so dass sich eine Reihe von Selbstvertretungsverbänden behinderte Menschen Ende 2015 zur LIGA Selbstvertretung zusammengeschlossen haben. Zentrale Idee und Kriterien sind dabei, dass sich behinderte Menschen entsprechend dem Motto Nichts über uns ohne uns und an den Menschenrechten orientiert für die Gleichstellung, Selbstbestimmung, Teilhabe und Inklusion stark machen.

Auf dieser Grundlage waren am Samstag die Teilnehmer*innen selbst gefordert, in Planspielen ihre Ideen und Stärken einzubringen. Wie kann man ein Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen aufbauen? Welche Philosophie steckt dahinter und wie kann ein konkreter Businessplan aussehen? Darum ging es im Workshop mit Karl-Heinz Miederer, der das Erlanger Zentrum für selbstbestimmtes Leben und die Access GmbH mit aufgebaut hat. Im zweiten Workshop brachten die Teilnehmer*innen ihre Projektideen ein und übten ahnhand eines ausgewählten Projektes ganz konkret, wie dieses umgesetzt werden kann. Welche Ziele und welche Maßnahmen gehören zum Projekt? Wie kann ein Finanzierungsplan aussehen, so dass man Mittel beantragen kann? Wie begründet man dies gegenüber einem möglichen Geldgeber, wie zum Beispiel der Aktion Mensch? Und welche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit passen dazu und sind realisierbar?

"Ich bin beeindruckt, welche Kompetenz sich hier unter uns versammelt hat und was wir gemeinsam erreichen können, wenn wir zusammen arbeiten", so brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Und so wird auch mit den Teilnehmer*innen des Seminars in Zukunft auch zu rechnen sein. Zum Abschluss beschäftigten sie sich nämlich auch mit Stellenprofilen, die es in Selbstvertretungsorganisationen und -projekten gibt. Barbara Vieweg vom ISL-Projekt CASCO - Vom Case zum Coach - zeigte sich nach dem Wochenende zwar etwas müde, aber sehr begeistert über das Engagement und die vielfältigen Erfahrungen der Teilnehmer*innen. Ziel des vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichsfonds geförderten Projektes ist es, behinderte Menschen als Expert*innen in eigener Sache zu qualifizieren, so dass diese ihre Erfahrungen weitergeben und bei Schulungen und Veranstaltungen entsprechend einbringen können. "Wir haben an diesem Wochenende nicht nur sehr gute Referent*innen erlebt, sondern auch Menschen, die die Selbstvertretung behinderter Menschen zukünftig wahrscheinlich an verschiedenen Stellen prägen werden", so das Resümee von Barbara Vieweg .