Aktuelles vom Deutschen Behindertenrat

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

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Bild: DBR

Berlin (kobinet) Der Deutsche Behindertenrat fordert von der künftigen Bundesregierung eine Kurskorrektur in der Behindertenpolitik, die konsequent die menschenrechtliche Perspektive zugrunde legt und in der Gesetzgebung berücksichtigt.

Die Nachricht ist auch heute noch aktuell, wurde aber am 3. Dezember 2012 unter "Aktuelles" vom Behindertenrat veröffentlicht. Seitdem herrscht auf der Webseite des Aktionsbündnisses von mehr als 2,5 Millionen Betroffenen in Deutschland "Funkstille".

Angesichts des Besuchs aus Washington in Berlin kommt Beobachtern eine Frage in den Sinn: Warum nutzt die "Lobby" der Verbände der behinderten und chronisch kranken Menschen und ihrer Angehörigen die modernen Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung wie das 1969 von einer Unterabteilung des Pentagon erfundene Internet nur sehr zurückhaltend und in diesem Jahr bisher gar nicht.

Immer mehr Menschen mit Behinderungen nutzen das Netz, das in Amerika seinen Ursprung hat. Hier haben schon sehr früh die Ureinwohner eine sehr einfache, aber erfolgreiche Technik zur Verbreitung von Nachrichten angewendet. Die Indianer brauchten für ihre Rauchzeichen ein Lagerfeuer, nasses Gras und eine Decke. In Echtzeit meldeten sie schon in den Jahren um 1150, wissen Historiker, brandheiße Neuigkeiten über Büffelherden oder Konkurrenten auf dem Kriegspfad.  

Lesermeinungen zu “Aktuelles vom Deutschen Behindertenrat” (1)

Von ottmar

Ein wirklich lustiger Tagesbeginn, der mir diese kobinet-nachricht von Franz Schmahl beschert und der mich am frühen Morgen schon sehr erheitert hat. Zugleich ist dies aber auch ein sehr ernst zu nehmender Beitrag. Da bleibt also nur von den Indianern zu lernen, denn Anlässe für Rauchzeichen gibt es wohl genug, da die Behindertenpolitik in Deutschland seit geraumer Zeit quasi im Wartemodus läuft.

Weder das Bundesbehinderetengleichstellungsgesetz, noch das SGB IX und geschweige den die Eingliederungshilfe wurde in dieser Legislaturperiode weiter entwickelt. Auch in Sachen Antidiskriminierungsrichtlinie für barrierefreie Dienstleistungen und Güter ist nicht nur Stillstand, hier blockiert Deutschland sogar die Entwicklung in der EU. Jede erreichte Gesetzesänderung musste mit intensiver Lobbyarbeit einzelner Verbände begleitet werden, um ein Stück Barrierefreiheit rein zu bekommen, das ohnehin selbstverständlich sein müsste.

Probleme gäbe es also genug, aber vielleicht ist sich der Deutsche Behindertenrat im Lichte der vielen einzelnen Verbandsinteressen ja selbst genug, wenn nicht einmal Treffen mit der Kanzlerin eine Nachricht wert waren. Mein Vorschlag: lieber keine Internetseite als eine peinliche, dafür aber hin und wieder ein Lagerfeuer mit ein paar Rauchzeichen aus Düsseldorf, wo der Deutsche Behindertenrat derzeit verwaltet wird. Denn darauf warten all diejenigen, die täglich von Barrieren daran gehindert werden, gleichberechtigt am Leben teilzuhaben, die sich vor dem Sozialamt ducken müssen, nur weil sie Assistenz brauchen und die keinerlei Chancen haben, auch nur einmal einen nennenswerten Betrag zu sparen, um sich das leisten zu können, was für viele Nichtbehinderte selbstverständlich ist. Deren Leben ist zu kurz für einen öffentlichkeitsscheuen Deutschen Behindertenrat.

Ottmar Miles-Paul in aller Frische des Morgens