Protest gegen Phoenix

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Aktion Gebärdensprache am 14. Juni -  bisher größte Behindertendemonstration in Berlin
Aktion Gebärdensprache am 14. Juni - bisher größte Behindertendemonstration in Berlin
Bild: sch

Berlin (kobinet) Verdolmetschungen im Fernsehen müssen ausgebaut, nicht abgebaut werden. Der Deutsche Gehörlosen-Bund hat von den Verantwortlichen gefordert, dass Gebärdensprache in der „Tagesschau“ und im „heute journal“ erhalten bleiben muss. Der von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten getragene Ereignis- und Dokumentationskanal in Bonn hatte überraschend angekündigt, ab 8. Juli die Einblendungen der Gebärdensprachdolmetscher einzustellen.

Der Sender stiehle sich aus seiner Verantwortung, wenn er künftig statt der Verdolmetschung nur noch auf das Untertitel-Angebot von ARD und ZDF zurückgreifen möchte, meint der Deutsche Gehörlosen-Bund und fordert den Sender dazu auf, dieses absurde Vorhaben unverzüglich aufzugeben. Eine Streichung der Verdolmetschung missachte die Rechte gehörloser Menschen massiv und stelle eine Diskriminierung von öffentlicher Seite dar.

Der Gehörlosen-Bund sieht sich getäuscht: Der Einführung des ermäßigten Rundfunkbeitrags hätten die Verbände der Selbsthilfe von Menschen mit Hörbehinderung, darunter auch der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V., „nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass neben der vollständigen Untertitelung die Quote der Gebärdenspracheinblendungen auf fünf Prozent erhöht wird“.

Als fatales Signal für Gehörlose hat der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen die Pressemitteilung aus Bonn bezeichnet. Hubert Hüppe will sich in der Angelegenheit an die entscheidenden Gremien von ARD und ZDF wenden, damit diese Entscheidung unverzüglich rückgängig gemacht wird.

Als zynisch empfanden Betroffene die Äußerung der beiden Programmgeschäftsführer Michaela Kolster und Michael Hirz: "Unser Ziel ist es, einem möglichst breiten Kreis von Zuschauerinnen und Zuschauern einen barrierefreien Zugang zu unserem Programm zu ermöglichen. In diesem Sinne wollen wir das Angebot für Gehörlose und Hörgeschädigte deutlich erweitern." Die Bonner haben offenbar die Demonstration für das Menschenrecht Gebärdensprache übersehen, an der am 14. Juni nach Angaben des Deutschen Gehörlosen-Bundes 12 000 Menschen teilnahmen. Es war die bisher größte Behindertendemonstration, die Berlin erlebt hat.