Amtseinführung von Verena Bentele

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Berlin (kobinet) Verena Bentele hat heute in Berlin ihr Amt als Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von mehr als 7 Millionen behinderter Menschen in Deutschland übernommen. Zur Amtseinführung durch Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles war ein starkes Aufgebot der Medien dabei, die sich für die Antrittsrede der 31-jährigen Biathletin und 12-fachen Paralympics-Siegerin interessierten.

Verena Bentele freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Bundestages, in deren Legislaturperiode sie dieses Amt ausüben wird, ebenso wie mit den zahlreich vertretenen Selbsthilfeverbänden. Ihr gehe es besonders darum, an der Beseitigung der kleinen und größeren Barrieren mitzuwirken. Sie hoffe darauf, dass dabei behinderte Menschen und nicht behinderte Menschen weiter aufeinander zugehen. Um Inklusion mit Leben zu erfüllen, müsse sie bei den Kindern beginnen. Barrieren in den Köpfen wie noch vorhandene Berührungsängste seien abzubauen. Bei dem gemeinsamen Lernen, so ihre persönliche Erfahrung, entstünden erst gar keine Berührungsängste. Als Beispiel für das gesellschaftliche Miteinander nannte Verena Bentele aus dem Sport Rollstuhlbasketball, bei dem schon immer Aktive mit und ohne Behinderung zeigten, wie Inklusion funktionieren kann.  

"Ich möchte den Dialog zwischen der Regierung, Betroffenen und allen anderen Beteiligten fördern und die Barrieren im Kopf durch gegenseitiges Verstehen beseitigen“, betonte die neue Bundesbehindertenbeauftragte.

Lesermeinungen zu “Amtseinführung von Verena Bentele” (6)

Von Gisela Maubach

Ein aktueller Beitrag aus der Süddeutschen, wobei diese Kinder wahrscheinlich nie Rollstuhlbasketball spielen können:

Ausgegrenzt

Familie Manke kämpft seit eineinhalb Jahren darum, dass die Kosten für den Schulweg ihrer beiden behinderten Kinder übernommen werden. Niemand fühlt sich zuständig, weil Amina und Finn in Bayern wohnen, aber auf eine Förderschule in Hessen gehen.

Von Sarah Kanning

Wie in Zeitlupe greift Amina nach einem Puzzleteil, presst es in eine Holzform. Sie stößt einen Laut aus, es klingt wie "schau", die Eltern sollen sehen, dass sie es geschafft hat. Finn hält ein rotes Spielzeugauto in seiner verkrampften Kinderhand und lässt es langsam auf den Collie zufahren, der auf dem Teppich schläft. Am Esstisch sitzt die Mutter von Finn und Amina und sagt: "Zwei besondere Kinder sind eine kraftraubende Aufgabe." Die könnten Corinna und Georg Manke aus Alzenau im Landkreis Aschaffenburg allerdings bewältigen - wenn sie nicht seit eineinhalb Jahren zusätzlich einen Kampf gegen die Bürokratie führen müssten. "Das schaff ich nicht", sagt Corinna Manke. "Unsere Kraft ist aufgebraucht." Ihre Hände verkrampfen sich um einen grünen Leitzordner.
Amina und Finn, neuneinhalb Jahre alt, sind hübsche, schmale Zwillinge. Doch im Alltag eine Herausforderung: Beide sind schwer behindert, brauchen Rundumbetreuung. Epileptische Anfälle im Babyalter haben ihre Ohren und Augen geschädigt, Finn spricht kein Wort, beide Kinder sitzen im Rollstuhl, Hände und Füße verkrampft, sie können nur wenige Schritte laufen. Seit eineinhalb Jahren gehen sie in eine Förderschule. Nach Meinung der bayerischen Politik: leider in die falsche. Die Schule ist zwar die nächstgelegene zum Zuhause der Familie - doch sie liegt in Hessen.
Und das ist das Problem. Während innerhalb Bayerns die Landratsämter die Kosten für die Schulwegbeförderung übernehmen, wenn sie 370 Euro übersteigen, will im Fall der Familie Manke niemand zahlen: Nicht das Landratsamt Aschaffenburg, nicht die Regierung von Unterfranken, nicht der Freistaat, nicht der Bund. Die Mankes haben alle angeschrieben, vom Landtagsabgeordneten bis zum Behindertenbeauftragten des Bundes. Auch mit der ehemaligen Familienministerin Kristina Schröder haben sie gesprochen. Alle zeigten persönlich Verständnis - und doch bewegte sich nichts. Die Ämter lehnten Anträge und Widersprüche der Familie immer wieder ab. "Kein Ermessensspielraum" heißt es in den Bescheiden. "Unsere Situation interessiert in Bayern niemanden", sagt Georg Manke. "Da könnte man ausflippen."
Mehrere hundert Euro im Monat zahlen die Mankes aus eigener Tasche, damit ihre Kinder zur Schule und zurück gebracht werden. Die Schulbegleiter machen Überstunden, die Mankes geben ihr Privatauto her. Das Landratsamt Aschaffenburg sagt, es gebe keine rechtliche Grundlage, die Kosten zu erstatten, weil die sogenannte Kostenfreiheit des Schulwegs nicht zu Förderschulen außerhalb von Bayern gelte. Auch dass die Martinsschule die nächstgelegene ist - 19 Kilometer sind es, wenn man über die Dörfer fährt -spielt keine Rolle: Dieses Kriterium gilt nur für die Beförderung an weiterführende Schulen wie Gymnasien - "nicht jedoch im Förderschulbereich." Georg und Corinna Manke verstehen diese Argumentation nicht - schließlich liegt ihr Wohnhaus nur fünf Kilometer von der hessisch-bayerischen Grenze entfernt. Sie kennen viele Schüler, die vom einen ins andere Bundesland wechseln. "Wir wollen einfach nur die gleiche Unterstützung wie andere Familien auch", sagt Corinna Manke.

Von Gisela Maubach

" . . . Aktive mit und ohne Behinderung zeigten, wie Inklusion funktionieren kann."

Den Anmerkungen von Dagmar B schließe ich mich hiermit an.

Solange der Begriff Inklusion grundsätzlich und ausschließlich nur dort Verwendung findet, wo eine gewisse Leistungsfähigkeit bei den gemeinsamen Aktivitäten notwendig ist, kann (!) wirkliche Inklusion gar nicht funktionieren.

Es bleibt zu hoffen, dass Frau Bentele realisiert, dass die momentane Behindertenpolitik diejenigen Menschen mit Behinderung, die nicht annähernd in der Lage sind, Basketball zu spielen, immer mehr ausgrenzt - und das ganz bewusst, denn mittlerweile wird immer deutlicher, dass die selbsternannten Inklusions-Experten die Benachteiligungen der leistungs- und erwerbsUNfähigen Menschen auf ihren Tagesordnungen gar nicht erst erwähnen, weil das "Mitnehmen" der schwerstbehinderten Menschen beim eigenen Fortkommen hinderlich ist . . . und da "passt" es auch ganz gut, dass deren Verbände mit den Trägern der ausgrenzenden Einrichtungen identisch sind und gar kein Interesse an wirklicher Inklusion haben . . .

Von Leo Eberle

Hallo Verena Bentele,

von mir (einen MMB Aktiven) wünsche ich Ihnen ganz viel Kraft, starke Nerven und eine menge menge Geduld. Das ist ganz bestimmt kein leichter Job.

Wie Heinrich Buschmann schon sagte, wenn wir helfen können lassen Sie es uns einfach wissen.

Mit freundlichen Grüßen

Leo Eberle

Von Dagmar B

Zitat:

Um Inklusion mit Leben zu erfüllen, müsse sie bei den Kindern beginnen. Barrieren in den Köpfen wie noch vorhandene Berührungsängste seien abzubauen. Bei dem gemeinsamen Lernen, so ihre persönliche Erfahrung, entstünden erst gar keine Berührungsängste.
Als Beispiel für das gesellschaftliche Miteinander nannte Verena Bentele aus dem Sport Rollstuhlbasketball, bei dem schon immer Aktive mit und ohne Behinderung zeigten, wie Inklusion funktionieren kann.

Zitat Ende

Zitat,Monitoringstelle für Menschenrechte:

Die explizite Verankerung umfassender Menschenrechtsbildung fehle jedoch bislang. "Menschenrechtsbildung bedeutet Aufklärung über und Sensibilisierung für alle Menschenrechte und Diskriminierungsschutz. "

Sehr geehrte Frau Bentele

Die Berührungsängste beim gemeinsamen Lernen sind insbesondere hinsichtlich des zieldifferenten Lernen ,also das Lernen ohne das ein Kind das Klassenziel erreicht,überdimensional.
KInder,die NICHT dem genormten LEISTUNGSPRINZIP entsprechen,werden massiv aus dem Regelschulsystem ausgegrenzt.
Kinder,die keine nachhaltigen Schwierigkeiten haben,bekommen einen Förderstatus und belegen die Förderstunden,für Kinder mit tatsächlichen Problemen sind weiterhin Förderschulen PFLICHT,weil für Sie keine Unterstützung vorhanden ist.
Dementsprechend boomt in unseren Schulsystem weiterhin der Förderschulzulauf,im Zuge der neuen Entwicklung bei der fälschlicherweise immerzu die Inklusion in aller Munde geführt,wird.
LEISTUNGSSCHWACHE KInder werden noch radikaler ausgegrenzt,als vor der SPARINKLUSION.
SPARINKLUSION ist das SCHRECKGESPENST der Stunde.
LEISTUNGSCHWACHE Menschen insgesamt werden radikaler ausgegrenzt,insbesondere auch , was die Entwicklung des Bundesleistungsgesetz angeht.
LEISTUNGFÄHIGE Menschen werden profitieren,LEISTUNGSSCHWACHE Menschen werden die Verlierer sein.
Zitat:

Sie hoffe darauf, dass dabei behinderte Menschen und nicht behinderte Menschen weiter aufeinander zugehen.
Zitat Ende

Menschen,die aufgrund Ihres hohen Hilfebedarfs von der Wiege bis zur Bahre in Sondereinrichtungen gesperrt werden,haben überhaupt keine Möglichkeit,diese Sonderwelten zu verlassen und auf Andere zuzugehen,und es sieht so aus,das die Entwicklung auch hier deutlich voranschreitet,Menschen mit hohem Hilfebedarf ,die nicht LEISTUNGSSTARK sind,noch massiver auszugrenzen .
Es geht also nicht um Sportvereine für LEISTUNGSSTARKE Behinderte,sondern um MENSCHENRECHTE FÜR ALLE BEHINDERTEN:

Von Heinrich Buschmann

Liebe Verena Bentele,

wir freuen uns über Ihre Ernennung und wünschen Ihnen viel Kraft, vor allem aber tonnenweise Durchsetzungsvermögen, um all die immer noch vorhandenen Barrieren Stück für Stück aus dem Weg zu räumen. Wenn immer wir Ihnen dabei behilflich sein können, stehen wir an Ihrer Seite. Gemeinsam können wir es schaffen.

Wir würden uns sehr wünschen, dass Sie die aktiven Verbände in wichtige Entscheidungen anhören. Für das Bundesleistungsgesetz sind die Startlöcher gegraben, lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, das es sein Ziel nicht verfehlt.

Mit freundlichen Grüßen
Heinrich Buschmann
Mobil mit Behinderung e.V.

Von Pollis

Ich wünsche mir mit ihr gute zusammen arbeit ist mir sehr wichtig das sie Mal melde bei mir danke eure Petra Groß