Spätere Aktion T4 bereits im Buch Mein Kampf vorgezeichnet

Veröffentlicht am von Gerhard Bartz

Bild vom Grauen Bus in Kassel
Bild vom Grauen Bus in Kassel
Bild: Susanne Göbel

München (kobinet) Am vergangenen Samstag strahlte der Fernsehsender ARD-Alpha einen Bericht über die wissenschaftliche Aufarbeitung des Buches "Mein Kampf" des Instituts für Zeitgeschichte aus. Vor dem Mahnmal, das einen der grauen Busse, mit denen behinderte Menschen zu ihrer Ermordung abtransportiert wurden, schilderte der Historiker Götz Aly sehr komprimiert die Euthanasie im sogenannten Dritten Reich. Er machte eingangs klar, dass es sich nicht um ein isoliertes Denken Hitlers, sondern um den Zeitgeist handelte. Nach seiner Ansicht bedurfte es der "Mitarbeit" der Angehörigen. In einem Meldebogen wurde von der Bürokratie erfasst, wie oft diese ihre betroffenen Verwandten besuchten. Daraus wurde die Einbindung in ein soziales Umfeld und damit auch das mögliche Protestpotential ermittelt. Menschen, die ihre Angehörigen regelmäßig besucht haben, haben sie damit gerettet. Die übrigen wurden zunächst in eine Zwischenanstalt verlegt. Kam es zu Nachfragen und Protesten der Angehörigen in dieser Zeit, wurden diese Menschen wieder zurückgegeben. Ansonsten wurden sie ermordet und die Angehörigen wurden informiert, dass diese Menschen plötzlich und unerwartet einer Krankheit erlegen seien. Aly machte nochmals klar, dass es nicht "die Nazis" waren, die hier mordeten, sondern Regierung und Verwaltung, Leute also, die zuvor in der Weimarer Republik und auch im Nachkriegsdeutschland in diesen Bereichen tätig waren. Dadurch, dass man klar mache, so Aly, dass es nicht "die Nazis" waren, erschwere man den Versuch, die Sache auf Distanz zu halten. Nach seiner Ansicht wussten alle von diesem "geheimen" Verfahren, selbst die Insassen in den Anstalten. Alle, auch die Kirchen schwiegen. Lediglich Clemens August Kardinal Graf von Galen protestierte öffentlich dagegen. Durch seinen Protest konnte die Öffentlichkeit nicht mehr verhindert werden. Durch Hitler selbst wurden daraufhin die Massenmorde eingestellt.

Die Sendung befasste sich auch noch mit anderen Aspekten des neu erschienen Buches und ist in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks aufrufbar.