Inklusionskongress beginnt morgen

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Webbanner vom mittendrin-Kongress 2017 in Köln
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Bild: mittendrin e.V.

Köln (kobinet) Der dreitägige Kongress „Eine Schule für Alle. Inklusion schaffen wir!" beginnt morgen an der Universität zu Köln. In dem vom Elternverein mittendrin veranstalteten Fachkongress werden sich rund 300 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet in rund 60 einzelnen Vorträgen und Seminaren informieren, wie die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Schulen, aber auch in der Freizeit und im Übergang Schule/Beruf gelingen kann.

Der Sonntag ist als Öffentlicher Informationstag mit weiteren 20 Vorträgen, Seminaren und der großen Podiumsdiskussion über inklusive Bildung in Nordrhein-Westfalen ohne Eintritt und Anmeldung zugänglich. Auch Schulministerin Yvonne Gebauer hat ihre Teilnahme zugesagt und wird ihre ersten Vorstellungen für die Verbesserung der inklusiven Bildung präsentieren (Sonntag 15 Uhr).

Der Kölner Inklusionskongress fällt in eine bildungspolitisch spannende Zeit. Nachdem im Landtagswahlkampf über die Inklusion an Nordrhein-Westfalens Schulen zum Teil äußerst polemisch gestritten wurde, muss die neue Schulministerin Yvonne Gebauer nun zeigen, dass sie die Konzepte hat, die Qualität der inklusiven Schulen zu verbessern.

Vor dem Kongress hat das Deutsche Institut für Menschenrechte gestern die NRW-Landesregierung darauf hingewiesen, dass das Land verpflichtet ist, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen und ein inklusives Bildungssystem aufzubauen. Das Institut fordert die Schulministerin auf, dafür ein Gesamtkonzept vorzulegen. Das beschlossene „Förderschulmoratorium" dürfe nicht auf Dauer angelegt sein.

Yvonne Gebauer hat sich inzwischen eindeutig bekannt, den Aufbau des inklusiven Schulsystems fortzusetzen. Wie sie dies tun will, bleibt nach den ersten 100 Tagen im Amt noch vage. So will die Ministerin das Gemeinsame Lernen zunächst auf „Schwerpunktschulen" begrenzen. Ob dies mit dem Rechtsanspruch behinderter Kinder auf Gemeinsames Lernen vereinbar ist, hängt von den Einzelheiten ab.

Andererseits wartet die Ministerin mit Vorschlägen auf, die deutlich rückwärts gewandt sind. So sollen Gymnasien von der Inklusion „entlastet" werden. Und die Ministerin spricht über mögliche „Förderklassen" an allgemeinen Schulen, die allenfalls in Sport und Musik mit den nicht-behinderten Mitschülern gemeinsam lernen sollen. Vermutlich in dem Wissen, dass solche Förderklassen mit Inklusion nichts zu tun haben, übt sich Gebauer schon in sprachlichen Verrenkungen: Sie wolle eine „differenzierte Inklusion" einführen.

Der Versuch, den Begriff „Inklusion" so umzudeuten, dass er Keinem mehr wehtut, hat in den sozialen Medien schon für Spott gesorgt. „Wir weisen darauf hin, dass getrennte „Förderklassen" nicht den Rechtsanspruch auf inklusive Bildung erfüllen", sagt die Vorsitzende des Elternvereins mittendrin e.V., Eva-Maria Thoms. „Eltern, die für ihre Kinder inklusive Bildung wollen, müssen so etwas nicht akzeptieren."

Der Kölner Inklusionskongress, zu dem auch Mitarbeiter des Schulministeriums angemeldet sind, zeigt wie inklusive Bildung in allen Fächern und Schulstufen gut gelingen kann. Am Öffentlichen Informationstag steht zudem das Thema „Policy Making" auf dem Programm: Die Kunst so zu regieren, dass Gesetze zu tatsächlichen Veränderungen im Leben der Menschen führen.