Auf neuer Loipe

Veröffentlicht am von Franz Schmahl

Verena Bentele
Verena Bentele
Bild: Irina Tischer

Berlin (kobinet) Deutschlands erfolgreichste paralympische Biathletin ist ab heute mit einer neuen Herausforderung unterwegs. Verena Bentele übernahm in Berlin das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. "Ich möchte für die Bundesregierung ein unbequemer Gesprächspartner sein", sagte sie bei ihrer Amtseinführung durch Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles den sehr zahlreich erschienenen Abgesandten von Medien und Verbänden behinderter Menschen.

Verena Bentele will das gemeinsame Aufwachsen und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung fördern. Dann könnten bald keine Berührungsängste mehr abgebaut werden, weil einfach keine Berührungsängste mehr da seien. Mit dieser Vision aus eigener Erfahrung hat Verena Bentele eines ihrer wichtigsten Ziele genannt. Der scheidende Bundesbehindertenbeauftragte Hubert Hüppe will sie dabei unterstützen.

Die von Geburt an blinde 31-jährige Frau aus München, die von ihren Eltern auf einem bayerischen Bio-Bauernhof im Alter von drei Jahren auf die Ski gestellt wurde, wird sich auf eine völlig neue Loipe einstellen müssen. Treffsicherheit wie beim Schießen auf die schwarzen Scheiben "mit den Ohren" scheint nicht ihr Problem zu sein. Auf der Loipe brauchte sie einen einfühlsamen und kundigen Begleitläufer. Das muss jetzt der Stab der Behindertenbeauftragten im Kleisthaus leisten. Auf neuer Loipe und Schießstand wünschen ihr Betroffene Ausdauer und eine ruhige Hand.

Lesermeinungen zu “Auf neuer Loipe” (1)

Von harle


Ja doch! Frau Bentele möchte bitte auf die Bundesregierung und die GroKo Druck machen!

Ja! Die Bewegung der Menschen mit Behinderten gratuliert der neuen Behindertenbeauftragte Verena Bentele und hofft, dass sie kreativ, durchsetzungsstark und lebensnah die Interessen von uns Menschen mit Behinderungen vertreten wird. Denn eine junge, willensstarke, ausdauernde, als Biathletin treffsichere und sieggewohnte Sportsfrau mit Behinderung könnte viel bewirken.

Auch diese Bundesregierung der großen Koalition (GroKo) braucht jede Menge Druck, um ihren Anspruch aus der Koalitionsvereinbarung, der Leitidee der Behindertenbewegung „Nichts über uns ohne uns“ zu folgen, ja - in die Tat umzusetzen. Bundesregierung und die Bundestagsabgeordneten der GroKo werden sich wie auch die neue Behindertenbeauftragte daran messen lassen müssen, ob und wie sie dabei aktiv Vorschläge aus der Behindertenbewegung miteinbeziehen.

Frau Bentele auch ohne Parlamentsmandat braucht wahrlich auch starke Unterstützung von den Abgeordneten aus dem Bundestag, aus den Landesparlamenten der Bundesländer und von den Europa-Abgeordneten. Bleibt zu hoffen, dass jene Gesetzemacher und Gesetzesmacherinnen mit Vorschlägen, Initiativen – aber auch kritisch – an Frau Benteles Seite ebenso stehen werden.

Die neue Behindertenbeauftragte Frau Bentele muss auch für Geschwindigkeit und Treffsicherheit im Erarbeitungsprozess des angekündigten Bundesleistungsgesetzes eintreten. Noch 2014 sollte ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vorliegen. Die Kernpunkte bleiben: Einkommens- und vermögensunabhängige, bedarfsgerechte Leistungen – einschließlich persönlicher Assistenz in allen Lebensphasen und –lagen sowie in allen gesellschaftlichen Bereichen.